Beim Thema Hitzschlag und Tiere denkt man meist an hechelnde Hunde in überhitzen Autos. Laut einer britischen Studie liegt das größere Risiko für Überhitzung aber ganz woanders.
Es ist und bleibt ein wichtiges Thema für Tierärzte und Hundehalter: Überhitzung beim Hund. Welche Hunderassen besonders gefährdet sind und warum nicht nur heiße Autos gefährlich werden können, untersuchten Wissenschaftler aus Großbritannien.
Führ ihre Studie werteten die Forscher Datensätze von über 900.000 Hunden in Großbritannien aus. Hierzu verwendeten sie die Aufzeichnungen aus Tierarztpraxen des ganzen Landes. Sie konnten so 1.222 Hunde identifizieren, die wegen einer hitzebedingten Erkrankung behandelt werden mussten (einschließlich Hitzschlag, aber auch Hitzeerschöpfung und Hitzestress). Die Autoren überprüften die Aufzeichnungen auf die jeweiligen Auslöser der Ereignisse und erfassten auch den Ausgang der Behandlung für den Hund.
Überraschend: Hitze allein war nur in 12,9 % der Fälle der Auslöser für den Besuch beim Tierarzt und nur 5,2 % der hitzebedingten Vorfälle wurden durch Reisen oder das Einsperren in ein heißes Auto ausgelöst. Weitere Auslöser waren der Aufenthalt in einem überheizten Gebäude (z. B. Wintergarten), die Behandlung in einer Tierklinik oder bei einem Hundefriseur sowie das Verheddern in Decken oder Bettzeug.
Von allen Ereignissen, bei denen ein Auslöser in der Krankengeschichte vermerkt war, traten jedoch ganze 74,2 % nach dem Training auf. Das Risiko, an einem durch Bewegung ausgelösten Hitzschlag zu sterben, war in der Erhebung ähnlich hoch wie das Risiko, an einem Hitzschlag in einem Fahrzeug zu sterben – wobei etwa 10 % der Vorfälle tödlich verliefen. Das Risiko, an einem Hitzschlag zu sterben, der durch das Einsperren in einem heißen Gebäude ausgelöst wurde, war deutlich höher: Hier führte ein Drittel (33,3 %) der Vorfälle zum Tod des Hundes.
Exzessives Training löste mehr als zehnmal so viele hitzebedingte Erkrankungen bei Hunden aus wie das Eingesperrtsein in heißen Autos und verursachte achtmal so viele Todesfälle. Das Risiko bestehe das ganze Jahr über: Hitzebedingte Erkrankungen durch Anstrengung traten bei Hunden in jedem Monat des Jahres auf, wobei es im Januar und in den Monaten zwischen März und Oktober zu Todesfällen kam.
Im Gegensatz dazu traten Vorfälle durch Eingesperrtsein in Fahrzeugen und umweltbedingte Hitzeerkrankungen nur zwischen März und September auf. Die Temperaturen im Fahrzeuginnenraum können in Großbritannien in diesem Zeitraum die 35 °C überschreiten. Die Todesfälle durch Hitzschlag in Fahrzeugen ereigneten sich zwischen März und Juli, durch Hitzschlag im Freien zwischen Mai und September.
Betrachtet man die Überhitzungen, die durch vermehrte Bewegung des Hundes zustande kamen, so stehen Mischlinge mit am besten da. Labradore, Möpse, Boxer, Golden Retriever und Border Collies wiesen für diese Art von Überhitzung bereits ein erhöhtes Risiko im Vergleich zu Mischlingen auf.
Am schlechtesten standen Chow Chows, Bulldoggen, Französische Bulldoggen, Windhunde, Springer Spaniels, Cavalier King Charles Spaniels und Staffordshire Bull Terrier da – sie waren mehr als doppelt so häufig betroffen wie Mischlinge. Weitere Faktoren für ein erhöhtes Risiko waren außerdem ein junges Alter (unter 8 Jahren), männliches Geschlecht, eine Kastration, Übergewicht (auch rassebedingt) sowie die Zugehörigkeit zu einer brachycephalen Rasse.
Das höchste Risiko für einen umweltbedingten Hitzschlag, also eine Überhitzung durch erhöhte Außentemperaturen, wiesen der Chow Chow, die Bulldogge, der Mops und die Französische Bulldogge auf. Ältere Hunde (ab 12 Jahren) waren dreimal so häufig betroffen.
Erneut hatten es die Brachycephalen am schwersten: Sie hatten im Vergleich zu mesocephalen Hunden ein doppelt so hohes Risiko für einen umweltbedingten Hitzschlag und ein dreimal so hohes Risiko für einen Hitzschlag im Auto, da sie nur begrenzt in der Lage sind, sich durch Hecheln abzukühlen.
Die Arbeit von E. J. Hall et al. hat natürlich ihre Limitationen. Da es sich um eine retrospektive Studie handelt, war die Erhebung der Daten nicht einheitlich. Auch wurden Einflüsse wie Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit, Verhalten und Aktivitätsintensität des Hundes, Hitzeakklimatisierung, sportliche Fitness und allgemeiner Gesundheitszustand nicht berücksichtigt. Trotzdem können die Ergebnisse herangezogen werden, um Hundebesitzer bezüglich einer potentiellen Überhitzung zu sensibilisieren.
Sie zeigen außerdem, dass auch in Tierarztpraxen und Hundesalons stets auf das Stresslevel der Tiere und ihre Möglichkeiten zur Temperaturregulation geachtet werden sollte – und das nicht nur im Sommer.Zur Studie kommt ihr hier.
Bildquelle: Alvan Nee, unsplash