Eine Radioligandentherapie kann Prostatatumoren und Metastasen reduzieren. In der bisher umfangreichsten Studie zum Thema wurde die Wirksamkeit überprüft – mit herausragenden Ergebnissen.
Bildet ein Tumor Metastasen, sinkt die Überlebenschance von Krebspatienten beträchtlich. Im Falle von Prostatakrebs gibt es allerdings vielversprechende Therapieansätze. Grund dafür ist ein bestimmter Rezeptor, der sehr häufig auf der Tumoroberfläche vorkommt: das Prostataspezifische Membranantigen (PSMA). Dieses Eiweißmolekül bietet ein perfektes Einfallstor, durch das radioaktiv strahlende Substanzen in die Tumorzelle geschleust werden können, um bösartige Zellen von innen zu zerstören.
Lutetium-177 ist eine Möglichkeit dieser Radioligandentherapie, bei der die radioaktive Substanz Lutetium Tumore von innen millimetergenau bestrahlt. Samer Ezziddin, Professor für Nuklearmedizin, erklärt, dass das PSMA als Schleuse viele Vorteile bietet: „So wird umliegendes Gewebe verschont und der Tumor und die Metastasen sehr punktgenau zerstört.“
Weltweit gibt es zur Wirkungsweise von Lutetium-177 aber nur wenige Studien. Ein Forschungsteam der Universität des Saarlandes hat deshalb ein große Studie ohne spezielle Vorselektion durchgeführt, die sich am klinischen Alltag orientiert. Mit 254 Betroffenen, die sich bereits in einem sehr fortgeschrittenen Stadium befanden, ist sie „die größte Studie weltweit, die je an einem einzigen medizinischen Zentrum durchgeführt wurde“, sagt Ezziddin.
Die Ergebnisse der Studie sind vielversprechend: „Bei über 50 Prozent der Probanden konnten wir einen PSA-Abfall um mehr als die Hälfte feststellen“, fasst Ezziddin zusammen. Der PSA-Wert ist beim Prostatakrebs der Indikator für die noch vorhandene Tumormasse. Reduziert er sich, heißt das, dass der Tumor und seine Metastasen in erheblichem Maße geschrumpft sind. „Bei rund einem weiteren Drittel der Patienten war der PSA-Rückgang zwar geringer als 50 Prozent, aber zumindest konnten wir hier durch das Lutetium-177 ein weiteres Wachstum des Tumors unterdrücken“, erläutert der Nuklearmediziner.
Weiterhin zeigt die Studie, dass sich die Therapie für Patienten, die konventionell bereits austherapiert waren, eignet. „Unsere Therapie greift [...] auch bei Patienten im fortgeschrittenen Stadium sehr gut. Dadurch, dass sie mit nur sehr wenigen Nebenwirkungen behaftet ist, bleibt für sie auch die Lebensqualität meist unbeeinträchtigt und bessert sich im Gegenteil häufig durch das Zurückdrängen der Metastasen“, sagt Ezziddin.
Durch ihre hohe Wirksamkeit im Zusammenspiel mit der guten Verträglichkeit ist die Therapie mit Lutetium-177 eine beachtenswerte Option für Patienten, die dadurch mit größerer Wahrscheinlichkeit Lebenszeit gewinnen, ohne Lebensqualität einbüßen zu müssen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität des Saarlandes. Hier gelangt ihr zur Originalpublikation.
Bildquelle: Steve Harvey, unsplash.