Weltweit sind immer mehr Menschen von Übergewicht betroffen. Berliner Forscher haben nun rausgefunden, wer besonders gefährdet und wie Prävention am effektivsten ist.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab 2016 bekannt, dass weltweit mittlerweile 44 % der Menschen von Übergewicht betroffen sind – also einen BMI von > 25 aufweisen – Tendenz stark steigend. In Deutschland ist bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung übergewichtig. Das sind besorgniserregende Zahlen, denn Übergewicht ist ein entscheidender Risikofaktor für viele verschiedene Krankheiten.
Ein Berliner Forschungsteam wollten daher herausfinden, bei welcher Bevölkerungsgruppe sich Präventions- und Interventionsprogramme am meisten lohnen würden: Das Team sichtete dazu gesundheitliche Daten von über zwei Millionen Briten aus fast 20 Jahren. Ziel war es, herauszufinden, welche Bevölkerungsgruppen besonders von Gewichtszunahme betroffen ist, um gezielt intervenieren zu können.
Beim Vergleich der verschiedenen Alterskohorten fiel auf, dass insbesondere bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren der durchschnittliche BMI stark zunimmt. „Bei 37 % der jüngsten Erwachsenen hatte sich das Gewicht nach 10 Jahren von normal- zu übergewichtig oder adipös verändert, in der Gruppe der ältesten Erwachsenen war das nur bei 24 % der Fall“, berichtet Erstautorin Claudia Langenberg. Andere bereits bekannte Risikofaktoren für Übergewicht, wie soziale Benachteiligung oder bestimmte ethnische Zugehörigkeiten, spielten für die schnelle Zunahme an Gewicht nur eine untergeordnete Rolle.
Langenberg vermutet, dass sich die im Leben junger Erwachsener wechselnden Lebensumstände eine Rolle spielen. „Wenn es uns mit der Prävention von Übergewicht und dessen Folgen ernst ist, dann sollten wir gezielter Maßnahmen entwickeln, die auch für junge Erwachsene relevant sind“, sagt sie.
Auf Basis der Ergebnisse dieser bisher größten Untersuchung zum Risiko für Gewichtszunahme, entwickelten die Wissenschaftler einen Risikorechner: Das Online-Tool kann berechnen, wie groß das Risiko einer Person ist, in den nächsten Jahren zuzunehmen und in eine höhere BMI-Kategorie zu fallen. Es zeigt sich, dass junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren dafür das höchste Risiko von allen Altersgruppen haben.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass es anhand leicht verfügbarer elektronischer Gesundheitsdaten möglich ist, diejenigen zu identifizieren, die das höchste Risiko tragen, an Gewicht zuzunehmen. Und dass es insbesondere junge Erwachsene sind, die an Gewicht zulegen, und gleichzeitig Menschen zwischen 35 und 54 Jahren die größte Chance haben, stark übergewichtig zu bleiben. Das zeigt, wie wichtig ein frühzeitiges Einschreiten ist und sich Strategien zur Verhinderung von Übergewicht und Adipositas auch gezielt an junge Erwachsene richten und auf sie zugeschnitten werden sollten“, fasst Prof. Harry Hemingwa, University College in London, die Ergebnisse zusammen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH). Die Originalpublikation findet ihr hier – die Ergebnisse wurden auch in einem Videobeitrag zusammengefasst.
Bildquelle: Meritt Thomas, Unsplash