Bestimmte Veränderungen in zirrhotischen Knoten können die Entstehung eines hepatozellulären Karzinoms begünstigen. Ein Experten-Netzwerk arbeitet daran, sie schneller zu erkennen und frühe Therapieansätze aufzuspüren.
Ein hepatozelluläres Karzinom (HCC) ist ein bösartiger Tumor, der von den Zellen in der Leber ausgeht. Wird Leberkrebs in einem frühen Stadium entdeckt, liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit fünf Jahre nach der Diagnose etwa bei 50 Prozent. Da die Erkrankung aber lange Zeit ohne Symptome verläuft, ist sie oftmals zum Zeitpunkt der Diagnose schon in einem fortgeschrittenen Stadium. Hier fällt die Prognose deutlich schlechter aus: Fünf Jahre nach der Krebsdiagnose lebt nur noch etwa einer von zehn Patienten. Eine wichtige Stellschraube, um die Prognose von Leberkrebspatienten zu verbessern, ist daher, Risikopatienten bereits in Vorstadien der Tumorentwicklung zu identifizieren.
Ein Netzwerk von Klinikern, Wissenschaftlern und Datenmanagern hat sich zur Aufgabe gemacht, Methoden zu entwickeln, um Patienten mit einem hohen Risiko für ein Leberkarzinom frühzeitig identifizieren zu können. Gemeinsam bilden sie das „Systemmedizinische Forschungsnetzwerk zur Früherkennung und Prävention von Leberkrebs“, LiSym-Krebs.
Der größte Risikofaktor für Leberkrebs ist die Leberzirrhose. Sie entwickelt sich als Spätfolge chronischer Leberschädigung. Die Leberzirrhose ist dadurch gekennzeichnet, dass sich Lebergewebe in Bindegewebe umwandelt. Sie geht mit einem zunehmenden Funktionsverlust der Leber einher. Etwa ein Drittel der Patienten mit Leberzirrhose entwickelt im Verlauf von 10 Jahren einen Leberkrebs.
Ziel des Netzwerks ist es, Tipping Points zu charakterisieren, die anzeigen, dass die Leberzirrhose in Richtung Krebs fortschreitet. An dem Forschungsverbund sind sechs Kliniken, drei experimentelle Gruppen sowie vier Partner aus dem Bereich „Modellierung“ beteiligt. Das Forschungsvorhaben wird von Professor Dr. Steven Dooley, dem Leiter der Sektion Molekulare Hepatologie an der II. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim (UMM), koordiniert.
Die Wissenschaftler untersuchen strukturelle Veränderungen der extrazellulären Matrix und der Zellinteraktion in zirrhotischen Knoten, die als Kipppunkt (TIP) die Entstehung eines HCC begünstigen. Mittels neuester Technologien analysieren die experimentellen Arbeitsgruppen die zirrhotischen Knoten in der Umgebung der hepatozellulären Karzinome und vergleichen sie mit denen in den Lebern tumorfreier Zirrhotiker. Dabei untersuchen sie insbesondere die Matrixzusammensetzung und Veränderungen (fate changes) in den Makrophagen- und Fibroblasten-Zellpopulationen auf Biomarker, die den TIP der Progression zum Krebs charakterisieren.
Im zweiten Schritt wollen sie zusammen mit den Klinkern herausfinden, ob sich die nachgewiesenen Veränderungen im Blut widerspiegeln und für die Befundung durch routinemäßige Verlaufsmessungen im Patientenblut nutzen lassen. Mathematische Modellierer verwenden die experimentellen Daten, um ein Modell zu entwickeln, das das Krebsrisiko von Patienten mit Leberzirrhose und gegebenenfalls Ansatzpunkte für präventive Interventionen vorhersagen kann. Ziel ist es, das Progressionsrisiko so frühzeitig zu erkennen, dass die Entstehung eines Leberkarzinoms verhindert oder zumindest wesentlich verzögert werden kann.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universitätsmedizin Mannheim.
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