Delta-Infizierte haben ein doppelt so hohes Risiko für einen Krankenhausaufenthalt als Menschen, die mit der Alpha-Variante infiziert sind. Das legt zumindest eine Studie aus England nahe. Doch es gibt auch Zweifel an der Kernaussage.
Presanis et al. analysierten die Gesundheitsdaten von mehr als 43.000 Menschen, die sich zwischen dem 29. März und dem 23. Mai mit SARS-CoV-2 infiziert hatten. Von den Studienteilnehmern waren 74 % ungeimpft, 24 % waren teilweise geimpft und 2 % waren vollständig geimpft.
Zu diesem Zeitpunkt waren 80 % mit der Alpha-Variante und 20 % mit der Delta-Variante infiziert. Nachdem die Forscher die Daten um Faktoren wie Alter und demografische Merkmale bereinigt hatten, stellten sie bei einer Delta-Infektion ein im Mittel 2,26-fach höheres Risiko für eine Krankenhauseinweisung innerhalb von zwei Wochen nach dem Test fest. Das gilt zumindest für Ungeimpfte. Wegen der wenigen dafür verfügbaren Daten lassen sich keine Aussagen dazu machen, ob ein höheres Risiko für eine schwere Erkrankung auch bei Geimpften besteht.
Doch Statistiker waren nicht so überzeugt von den Ergebnissen. Nate Silver geht etwa darauf ein, dass sich in den Rohdaten gar kein Unterschied zeige. Auf Twitter schreibt er: „Wenn es keinen Unterschied gibt (in diesem Fall zwischen der Rate der Delta- und Alpha-Krankenhauseinweisungen), bevor man statistische Kontrollen einführt, aber einen großen Unterschied, sobald man diese Kontrollen einführt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man die Kontrollen vermasselt hat.“
Auch Statisitker Michael Rothe meldet sich zu Wort: Das „Delta ist 2x gefährlicher“-Ergebnis entstehe „fast komplett durch's Kontrollieren für die Kalenderwoche, in der der Test durchgeführt wurde“. Warum die KW aber überhaupt einen Einfluss auf die Notwendigkeit einer KKH-Behandlung haben sollte, sei ihm nicht klar.
Das stellt die Validität der Kernaussage in Frage. Allerdings scheint die Studie inzwischen etwas weniger mysteriös zu sein. Offenbar fehlten durch Meldeverzug am Ende der Beobachtungsperiode viele Hospitalisierungen, so Rothe. „Da Delta-Fälle auch eher am Ende der Periode auftauchen, entsteht der eingangs beschriebene Effekt“, erklärt Rothe. „Aber natürlich ist eine Studie zu Delta-Hospitalisierungen etwas unbefriedigend, wenn die entsprechenden Infos so häufig in den Daten fehlen.“
Anne Presanis, eine der Hauptautoren der Studie und Biostatistikerin an der Universität Cambridge, hebt gegenüber der New York Times ihre wichtigste Erkenntnis der Studie hervor: „Ein Delta-Ausbruch kann bei einer ungeimpften oder nur teilweise geimpften Bevölkerung zu einer höheren Belastung der Krankenhäuser und des Gesundheitswesens führen als ein Alpha-Ausbruch.“
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