Wie argumentiert ihr, wenn ihr von Patienten zur Sicherheit eines Medikaments oder einer Behandlung befragt werdet? Wir haben 300 Ärzte gefragt, was sie unter den Begriffen „Verträglichkeit“ und „Sicherheit“ verstehen.
Wie sicher ist dieses neue Arzneimittel? Diese Frage trieb die ganze Welt im letzten Jahr um – vor allem in Bezug auf Impfstoffe gegen SARS-CoV-2. Ärzte müssen sich diese Frage deutlich öfter stellen – immer dann, wenn ein neues Medikament auf den Markt kommt, welches sie ihren Patienten verordnen und auch, wenn Patienten gezielt nach der Verträglichkeit einer Behandlung fragen. Wie genau beschäftigen sich Ärzte eigentlich im klinischen Alltag mit den Aspekten „Sicherheit“ und „Verträglichkeit“ und was verstehen sie unter diesen Begriffen? DocCheck Research hat 300 APIs (Arztberufe mit Hausarztfunktion, „Allgemeinarzt, Praktiker und Internist“) zum Thema Verträglichkeit und Sicherheit befragt.
Der Begriff Arzneimittelsicherheit beschreibt einen Zustand der Gefahren- bzw. Risikofreiheit von Arzneimitteln. Die fortwährende und systematische Überwachung der Sicherheit von Arzneimitteln wird unter dem Begriff Pharmakovigilanz zusammengefasst.
Bei der Befragung von 300 Ärzten stellte sich heraus, dass 53 % von ihnen die Sicherheit eines Arzneimittels an den Nebenwirkungen festmachen. Aber auch die Studienlage (27 %), das Risiko-Nutzen/Wirksamkeits-Profil (15 %) und andere Arzneimittelrisiken (14 %) werden in die Beurteilung der Sicherheit mit einbezogen. Noch 6 % der Ärzte beurteilen die Sicherheit eines Medikaments anhand der eigenen Erfahrungswerte.
In Bezug auf die Sicherheit war den APIs wichtig, dass es „keine schweren Nebenwirkungen [gibt], die bleibende Schäden verursachen“. Die Gefahr für akut oder chronisch schädigende unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) sollte möglichst minimiert sein.
Auch sollten die UAWs in einem günstigen Verhältnis zum erwarteten Nutzen und der Notwenigkeit der Therapie stehen. Ein Arzt gab an, dass er die „Reinheit der Herstellung, Zusammensetzung der Inhaltsstoffe, [und die] Zuverlässigkeit der Wirkung“ in seine Beurteilung mit einfließen lässt.
Als Verträglichkeit werden die Auswirkungen einer Therapiemaßnahme oder eines Arzneimittels auf das Allgemeinbefinden des Patienten bezeichnet. Eine gute Verträglichkeit liegt vor, wenn das Allgemeinbefinden und die Lebensqualität eines Patienten nicht oder nur geringfügig beeinträchtigt werden. Hat ein Medikament viele Nebenwirkungen, spricht man von einer schlechten Verträglichkeit.
Bei der Verträglichkeit sieht das Ergebnis der Befragung schon einheitlicher aus. 92 % der APIs machen die Verträglichkeit eines Arzneimittels an dem (Nicht-)Vorhandensein von Nebenwirkungen fest. Noch 6 % beziehen die Studienlage in ihre Beurteilung mit ein und 5 % der Ärzte die Compliance ihres Patienten.
Auch auf Erfahrungen aus der Praxis stützen viele Ärzte ihre Eindrücke. Ein Arzt gab bei der Befragung an, dass er die „persönlichen Rückmeldungen der Patienten, die Einnahmetreue, [und das] Nichtauftreten von relevanten Nebenwirkungen“ in seine Beurteilung der Verträglichkeit eines Medikaments mit einfließen lässt. Insgesamt taten dies auch 39 % der anderen APIs.
Bildquelle: Danilo Alvesd, unsplash