In der klinischen Onkologie werden immer häufiger umfassende genomische Tumoranalysen durchgeführt, um die Therapie bestmöglich auf die molekulargenetischen Alterationen der Krebserkrankung abzustimmen. Mit der Bedeutung dieser Analysen für die Identifikation von Genfusionen, insbesondere bei jüngeren Patienten, haben sich zwei Studien beschäftigt. Die Ergebnisse wurden kürzlich veröffentlicht.
Die erste Studie beschäftigte sich mit Genfusionen im NTRK Genen welches die Tropomyosin-Rezeptor Kinasen (TRKs) encodieren. Bei diesen Genfusionen handelt es sich um seltene onkogene Treiber, die bei soliden Tumoren auftreten.1 Für die Studie wurden Daten von mehr als 295.000 Krebspatient:innen aus der FoundationCORE®-Datenbank (Foundation Medicine Inc., Cambridge, MA, USA) analysiert, die ihre Daten von Foundation Medicine (FMI) für umfassende Analysen erhält.1
Die Prävalenz von NTRK-Genfusionen lag bei 0,3 % in der gesamten Kohorte und variierte stark nach Alter, Krebsart und Histologie. Bei Patient:innen im Alter von unter 5 Jahren wurde eine deutlich höhere Prävalenz (2,62 %) festgestellt, als bei Erwachsenen über 18 Jahren (0,28 %). Darüber hinaus wurden 88 verschiedene NTRK-Fusionspartnerpaare identifiziert, von denen 65,9 % zuvor noch nicht in der Literatur beschrieben worden waren.1
Die erhöhte Prävalenz in der pädiatrischen Kohorte zeigt, wie wichtig die Identifikation der NTRK-Genfusionen in dieser Altersklasse ist, um Erfolge mit zielgerichteten Therapien zu realisieren.1 Zudem unterstreichen die Ergebnisse den Mehrwert von großen Datenbanken, wie der FoundationCORE®-Datenbank. Aufgrund der Seltenheit von NTRK-Genfusionen konnten die umfassenden Analysen nur anhand eines großen Datenpools bzw. das Zusammenführen von Datenmengen, durchgeführt werden. Die Identifizierung von genomischen Mustern, sowie bisher unbekannten Fusionspartnern, wäre mit einem kleineren Datensatz kaum möglich gewesen.
Die gesamte Studie zur Prävalenz von NTRK-Genfusionen finden Sie hier.
Die Bedeutung umfassender genomischer Analysen, auch bei jüngeren Patient:innen, wird ebenfalls in einer weiteren, kürzlich veröffentlichten Studie sichtbar. Die prospektive GAIN/iCat2 Studie beschäftigt sich mit der Fragestellung, inwiefern sich das molekulare Tumorprofiling bei jungen Patient:innen (bis 30 Jahre) mit rezidivierten, refraktären oder high-risk extrakraniellen soliden Tumoren auf die Diagnose und Therapie auswirkt.2 Sie wird an 12 Instituten in den USA durchgeführt. Im Rahmen des ASCO-Meetings 2021 wurden kürzlich Zwischenergebnisse zu den ersten 389 Studienteilnehmer:innen präsentiert.2
Es zeigte sich, dass eine umfassende Tumoranalyse bei 89 % der Patient:innen mit einem Durchschnittsalter von 11 Jahren bei Diagnosestellung erfolgreich war. 65 % von ihnen waren an einem Sarkom erkrankt. Die Ergebnisse der umfassenden genomischen Tumoranalyse ergaben, dass 87 % der Patient:innen mindestens eine Veränderung von diagnostischer (60 %), prognostischer (15 %) oder therapeutischer (70 %) Bedeutung hatten.2 Bei den diagnostisch signifikanten Veränderungen handelte es sich bei 78 % um Genfusionen. Dies unterstreicht die Bedeutsamkeit des Nachweises von Genfusionen bei Patient:innen mit Sarkomen und seltenen Tumoren.2 Mehr zur Studie erfahren Sie hier.
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