Ein internationales Forschungsteam hat mikrobielle Produkte aus dem Darm identifiziert, die bei einer HIV-Infektion Entzündungen vorantreiben können. Diese Entdeckung ebnet den Weg für neue Medikamente.
Für Betroffene, die mit HIV infiziert sind, gibt es mittlerweile eine Therapie, die das Virus unterdrückt und somit vor AIDS schützt. Dennoch schädigt das HI-Virus häufig das Darmgewebe, was zu einem undichten Darm und damit zu einer mikrobiellen Translokation führen kann. Das heißt, dass Mikroben aus dem Darm in den Blutkreislauf gelangen. Diese schädlichen Eindringlinge lösen dann Entzündungen aus.
Bei einer HIV-Infektion ist zudem die Zusammensetzung der im Darm lebenden Mikroben im Vergleich zu Gesunden verändert – die Zahl krankheitserregender Bakterien steigt an. Bisher war ungeklärt, wie die mikrobielle Translokation die Entzündungen bei HIV antreibt und somit häufig verlängert.
Forscher untersuchten daher über einen Zeitraum von zwei Jahren Blutproben von HIV-Infizierten aus Uganda, nachdem bei ihnen eine antiretroviralen Kombinationstherapie (cART) eingeleitet worden war. Sie fanden in den Blutproben aus dem Darm stammende, mikrobielle Produkte – sogeannte translozierte Mikrobiome. Das Forschungsteam stellte überrascht fest, dass sich das translozierte Mikrobiom im Verlauf der cART veränderte. So nahm die Zahl der Bakterien, die vermutlich verstärkt Entzündungen auslösen, während der Therapie zu. Die Entzündungen dauerten über einen längeren Zeitraum an und beeinflussten den Stoffwechsel der Immunzellen negativ. Ihre Ergebnisse überprüften die Forscher, indem sie Immunzellen aus dem Blut diesen entzündungsfördernden Bakterien aussetzten – mit ähnlichen Resultaten.
Die Erkenntnisse könnten helfen, HIV-Infizierten, die von chronischen Entzündungen betroffen sind, zu helfen. Entzündungen könnten in Zukunft medikamentös in Schach gehalten werden, indem Mikroben und ihre Produkte, die aus dem Darm ins Blut wandern, unschädlich gemacht werden.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Clay Banks, Unsplash