Ein Forschungsteam hat verschiedene Erregertypen, die in europäischen Gewässern zu finden sind, analysiert. Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig eine kontinuierliche Überwachung ist.
Im Badesee können ungebetene Gäste mitschwimmen: Antibiotikaresistente Erreger gibt es nicht mehr nur in Krankenhäusern, sondern immer häufiger auch in Gewässern. Ein internationales Forschungsteam untersuchte nun erstmalig Wasserproben von 274 verschiedenen Süßwasserseen in 13 europäischen Ländern, um diese hinsichtlich ihrer Resistenzen zu untersuchen. In einem standadisierten Verfahren prüften die Forscher die Resistenzgene gegen vier wichtige Antibiotikaklassen: Tetracycline, Cephalosporine, Chinolone und Sulfonamide. Ziel der Untersuchungen war es, eine Basis zur Überwachung der Keimbelastung in europäischen Gewässern zu schaffen.
In fast allen Proben konnten Mikroorganismen festgestellt werden, die potenziell gegen die antibiotischen Wirkstoffklassen resistent sind. „Ein großes Problem sind Abwässer, die zwar vor der Einleitung in Flüsse und Seen gereinigt werden, aber dennoch Krankheitserreger aufweisen. Diese gelangen dann in Süßgewässer wie Flüsse und Seen“, sagt Sebastian Spänig, Erstautor.
„Darüber hinaus wirken sich sozioökonomische und ökologische Faktoren wie die chemische Industrie und die Tierhaltung in unmittelbarer Nähe der Gewässer auf die Entwicklung antibiotikaresistenter Keime aus.“
„Diese Resistenzen gegen wichtige Reserveantibiotika sind ein großes Problem. Die bisherigen Forschungsarbeiten zu antibiotikaresistenten Keimen in Umweltgewässern waren geographisch begrenzter und weniger standardisiert. Wir geben in unserer Studie zum ersten Mal einen umfassenden Überblick über die aktuelle Situation in Europa“, sagt Prof. Jens Boenigk von der Universität Duisburg-Essen
„Nach aktuellem Stand bedeuten diese Resistenz-Werte keine unmittelbare Gefahr. Allerdings können die Keime für Personen mit geschwächter Immunabwehr oder Vorerkrankungen bedrohlich werden“, sagt Heider. „Es ist sehr wichtig, die Keimbelastung kontinuierlich zu überwachen. Die aktuellen Werte sollten als deutliches Warnsignal in der Infektionsbekämpfung verstanden werden“, sagt Heider.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Philipps-Universität Marburg. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Kevin Fitzgerald. unsplash.