Erhöht die Delta-Variante auch für Kinder das Risiko eines schweren COVID-19-Verlaufs? Aktuelle Daten aus Großbritannien zeigen ein unklares Bild.
Die britische Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) veröffentlicht kontinuierlich einen wöchentlichen nationalen Influenza- und COVID-19-Bericht. Die neusten Zahlen der ersten Augusthälfte zeigen: Die Infektionszahlen unter Kindern scheinen nach einem kurzen Peak in den Kalenderwochen 26 bis 29 wieder abzunehmen. Es können zwar vereinzelt regionale Anstiege der Covid-Hospitalisierungen bei Kindern beobachtet werden, zu mehr Überweisungen auf die Intensivstation ist es jedoch nicht gekommen.
Die Kinderärztin Prof. Fiona Russell tweetet dazu: „Kein Anstieg der Covid-Krankenhausaufenthalte bei Kindern. Keine Hinweise auf einen erhöhten Schweregrad von Delta bei Kindern. Die Fallzahlen der Intensivstationen und Todesfälle stabilisieren sich.“
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Vergleicht man die Hospitalisierungen in den einzelnen Altersgruppen mit den Zahlen aus der zweiten Welle, sind diese insbesondere in den jüngeren Gruppen angestiegen. Damals erschien Alpha als sehr problematisch, wobei Delta mittlerweile mehr als 90 Prozent der COVID-19-Infektionen ausmacht. Jedoch ist auch dieser Trend nicht nur bei den Kindern zu beobachten, sondern bei fast allen Altersgruppen.
In einer laufenden Studie wird außerdem die aktuelle Infektionslage in britischen Schulen erfasst. Überraschend ist, dass die Prävalenz der SARS-CoV-2-Infektionen unter den Kindern, die in den teilnehmenden Schulen getestet wurden, über den gesamten Zeitraum hinweg niedriger war, als unter britischen Kindern allgemein. Die Autoren führen das auf die guten Hygienemaßnahmen und Schnelltestprogramme der teilnehmenden Schulen zurück. Im Juni 2021 wurden hier 0,27 Prozent der Grundschüler (95 % KI: 0,05 - 0,84 ), 0,42 Prozent der Sekundarstufenschüler (95 % KI: 0,23 - 0,70 %) und 0,27 Prozent des Personals der Sekundarstufe (95 % KI: 0,07 - 0,71 %) positiv auf SARS-CoV-2 getestet.
In den Vereinigten Staaten verzeichneten die Krankenhäuser ein Rekordhoch der Einweisungen unter den Kindern mit COVID-19-Infektionen. Allein am 14. August wurden über 1.900 Fälle verzeichnet. Dabei werden die Infektionen der Delta-Variante zugeschrieben. Die US-Daten sind jedoch je nach Bundesstaat sehr unterschiedlich. Dabei sind Kinder in den meisten Südstaaten vermehrt betroffen, wobei dort auch die Impfquoten der über 12-Jährigen geringer sind. In Bundesstaaten mit hoher Impfrate kommt es zu deutlich weniger Krankenhauseinweisungen.
Die Warnungen von Ländern wie Australien scheinen sich zu bewahrheiten: Momentan gibt es in Großbritannien einen asaisonalen RSV-Anstieg (Respiratory Syncytial Virus) bei Kindern. Dies war vor einem halben Jahr bereits auf der Südhalbkugel zu beobachten gewesen.
Bildquelle: Hans-Peter Gauster, unsplash