Eine Schwangere infiziert sich mit Influenza – ist ihr Kind nun anfälliger für Infektionen? Forscher haben dies untersucht und Antworten gefunden, die auch für den Umgang mit Pandemien spannend sind.
Schwangere Frauen gehören zur größten Risikogruppe für schwere, teilweise tödliche Grippeverläufe. Ob eine durchgemachte Influenza in der Schwangerschaft auch die spätere Gesundheit der Nachkommen beeinflusst, war bislang unbekannt.
Eine neue Studie zeigt mithilfe eines Mausmodells, dass eine moderate Influenza in der Schwangerschaft die Infektanfälligkeit der Nachkommen gegenüber anderen Viren sowie Bakterien – besonders im frühen Leben – erhöht. Die hierfür zugrundeliegenden Mechanismen sind vielfältig; drei Faktoren scheinen das Risiko aber besonders zu beeinflussen:
1. Eine Influenzavirus-induzierte Immunaktivierung in der Lunge,2. ein niedriges Geburtsgewicht und3. eine funktionelle Beeinträchtigung der fetalen alveolaren Makrophagen, Infektionen zu erkennen und zu eliminieren.
Es wurden Schlüsselmoleküle, wie z. B. inflammatorische Cytokine in der Lunge der Mutter, nachgewiesen, die die Infektanfälligkeit der Nachkommen von Influenza-infizierten Müttern erhöhen. Aber auch andere Atemwegsviren, wie etwa SARS-CoV-2, sind gefährlich: „Es gibt bereits mehrere unabhängige Hinweise aus humanen Studien, dass Kinder, deren Mütter eine Influenza in der Schwangerschaft hatten, in den ersten Lebensmonaten ein erhöhtes Infektionsrisiko besitzen. Bislang waren dies Assoziationsstudien. Die Befunde in dem neuen Tiermodell zeigen nun zum ersten Mal, dass es hier eine klare Kausalität zwischen der Virusinfektion in der Schwangerschaft und der erhöhten Vulnerabilität der Nachkommen gegenüber Infektionen gibt“, erläutert Prof. Gülsah Gabriel, eine der Erstautorinnen.
„Diese Studien zeigen wiederholt, dass schwangere Frauen einen besonderen Schutz in Epidemien und Pandemien brauchen, um sich selbst, aber auch die nächste Generation zu schützen“, unterstreicht Gabriel die Bedeutung der in der Studie erlangten Erkenntnisse.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Die Originalpublikation findet ihr im Artikel und hier.
Bildquelle: Jonathan Borba, unsplash.