Rund 3,2 Millionen Corona-Impfstoffdosen liegen ungenutzt in den Hausarztpraxen – und drohen zu verfallen. Das ist das Ergebnis einer Blitzumfrage der Kassenärztlichen Versorgung.
Nach einer aktuellen Umfrage unter niedergelassenen Ärzten dürften rund 4,5 Prozent aller gelieferten Injektionsfläschchen des COVID-19-Impfstoffs bis Ende August 2021 nicht mehr verimpfbar sein.
Besonders betroffen sind die Vektorimpfstoffe der Hersteller AstraZeneca und Johnson & Johnson. Hier liegt der Anteil der voraussichtlich in den nächsten zwei Wochen nicht mehr verimpfbaren Dosen nach Einschätzung der Arztpraxen bei rund 15 bis 20 Prozent.
Beim mRNA-Impfstoff von Biontech sehen die Befragten lediglich 2 bis 3 Prozent der gelieferten Dosen als demnächst nicht mehr verimpfbar an.
Zweifel an der Sicherheit des Impfstoffs sei der Hauptgrund für die Impfzurückhaltung in der Bevölkerung. Dies dürfte es künftig weiter erschweren, die Vials voll auszuschöpfen. Voraussetzung für einen effizienten Impfeinsatz wäre nach Ansicht vieler Befragter daher die Verfügbarkeit von Einzeldosen.
In der Umfrage wurde auch gefragt, wie hoch der Anteil der geimpften niedergelassenen Ärzte ist: Die Impfquote unter ihnen liegt bei 97,7 Prozent. Auch die Impfrate beim nicht-ärztlichen Personal ist mit 90,4 Prozent ebenfalls weit überdurchschnittlich.
Das sind die zentralen Ergebnisse einer Blitzumfrage zum aktuellen Stand der Corona-Impfkampagne in Arztpraxen, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) aktuell veröffentlicht hat. Datenbereinigt haben fast 4.500 Personen an der Online-Befragung teilgenommen, die vom 5. bis 16. August 2021 geschaltet war.
Der Abgleich zwischen der bisherigen Liefermenge in die Praxen und der bis dato über die Kassenärztliche Bundesvereinigung dokumentierten Impfungen zeigt, dass maximal 10 Prozent der bisherigen Liefermenge derzeit nicht verimpfbar ist. Im Einzelnen wären dies ca. 1,1 Millionen Dosen AstraZeneca, fast 400.000 Dosen Johnson & Johnson sowie etwa 1,7 Millionen Einheiten Biontech. Nach Angaben der Befragten wurden bisher kaum Vials verworfen.
„Insbesondere die Vektorimpfstoffe gelten mittlerweile aber als kaum noch verimpfbar“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. Diese würden auch nur noch von sehr wenigen Praxen in kleinen Mengen bestellt. Mit Blick auf den andauernden Impfstoffmangel in vielen ärmeren Ländern, fordert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jetzt zu Spenden auf.
„Ethisch scheint es daher dringend geboten, nicht benötigte Vials für internationale Impfstoffspenden einzusammeln, bevor sie unbrauchbar werden. Pro Praxis sind es oft aber nur wenige Vials eines Impfstoffs. Hier ist das Bundesgesundheitsministerium aufgerufen, zügig rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen zu schaffen, die von Praxen einfach umgesetzt werden können“, so von Stillfried.
Auffällig sei, dass über 90 Prozent der an der Zi-Befragung teilnehmenden Ärzte die größten Impfhindernisse in Zweifeln der Bevölkerung an der Sicherheit der Impfung sähen, so von Stillfried weiter: „Rund ein Drittel sehen auch individuelle Risiko-Nutzen-Abwägungen als Gründe für die individuelle Impfzurückhaltung. Statt den Gemeinschaftsschutz der Impfung zu betonen, sollte die Impfberatung daher auf die Sicherheit der Impfung und den individuellen Schutz fokussieren, der durch die Impfung erreicht werden kann.“
Der damit verbundene steigende Beratungsaufwand und die Schwierigkeiten sechs und mehr Patienten auf einen Impftermin zu konzentrieren, machen aus Sicht der Befragten dringend Einzeldosen erforderlich. Wir sehen hier Politik und Industrie in der Pflicht, dies jetzt schnell umzusetzen. Damit kann das Impfen in Zukunft noch effizienter und ressourcenschonender geplant werden.“Dieser Beitrag basiert auf einer Presseinformation des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi).
Bildquelle: Krisztina Papp, unsplash