Eine 76-Jährige kommt mit Meläna und Odynophagie ins Krankenhaus. Sie weist keine Risikofaktoren für gastrointestinale Blutungen auf, doch ihr Zustand verschlechtert sich zusehends. Bei der Ursachensuche müssen die Ärzte einige Diagnosen abarbeiten.
Eine 76-jährige Frau wird mit Meläna ins Krankenhaus eingeliefert. Bereits 72 Stunden zuvor hatte sie eine Odynophagie entwickelt und vor 24 Stunden erlitt sie eine Synkope und erbrach Blut. In ihrer medizinischen Vorgeschichte sind keine relevanten Vorerkrankungen oder Risikofaktoren für gastrointestinale Blutungen bekannt.
Die Patientin wird zunächst zur Beobachtung stationär aufgenommen. Doch nach einer Nacht verschlechtert sich ihr Zustand dramatisch: Sie erbricht sehr viel und wird zunehmend hypoton. Den Ärzten bleibt nichts anderes übrig, als sie schnellstmöglich zu intubieren. Doch da die Blutungen nicht aufhören, sind sie zudem gezwungen, sofort mit Transfusionen zu beginnen und die Frau auf die Intensivstation zu verlegen.
Um die Ursache zu finden, wird eine endoskopische Untersuchung angeordnet, doch weder im Magen noch im Duodenum ist eine offensichtliche Blutungsquelle sichtbar. Lediglich eine kleine blutende Läsion ist in der ösophagealen Mukosa etwa 20 cm aboral der Schneidezähne zu erkennen. Um diese zu stillen, versuchen die Ärzte erfolglos lokal Adrenalin zu injizieren.
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Auf diesen sehen sie ein großes abnormales Gefäß, das medial vom Aortenbogen entspringt und bis zum Ösophagus reicht. Es hat keine Ähnlichkeit zu einem Aneurysma, doch scheint es blind zu enden. Daher können die Ärzte ein mykotisches Aneurysma nicht sicher ausschließen. Auch eine mögliche Takayasu-Arteriitis ziehen sie in Betracht.
Doch sie haben noch einen weiteren Verdacht, der sich durch einen Hinweis der Patientin verhärtet. Diese hatte angeblich vor zwei Wochen einen Dattelkern verschluckt. Nach einer Besprechung im ganzen Team halten die Ärzte es für das Wahrscheinlichste, dass es sich um eine aorto-ösophageale Fistel handelt, die durch den Dattelkern verursacht wurde.
Die Ärzte planen, die Läsion mit einem Stent in der Aorta zu versorgen. Doch bei der Kanülierung der Femoralarterie wird die Patientin akut hypoton und die Beatmung gestaltet sich schwierig. Ihr Zustand verschlechtert sich rapide bis hin zum Herzstillstand – jegliche Reanimationsmaßnahmen bleiben anschließend erfolglos.
Text- und Bildquelle: Lichtenstein et al. / Oxford Medical Case Reports
Bildquelle: Jeff Siepman, Unsplash