Schwedische Wissenschaftler haben ein neues Modell zur Erforschung von Blasenkrebs und dessen Wachstum konzipiert. Damit soll in Zukunft die individualisierte Immuntherapie für Betroffene verbessert werden.
Wissenschaftler der Universität Uppsala haben ein Mausmodell entwickelt, das sich am menschlichen Immunsystem orientiert und anhand dessen die Wachstumsfaktoren von Blasenkrebs präzise untersucht werden können. Sara Mangsbo, leitende Wissenschaftlerin an der Universität Uppsala, erklärt:
„Das Modell wurde so konzipiert, dass es zum einen spezifische Onkogene enthält – also Mutationen, die das Tumorwachstum begünstigen – und zum anderen eine hohe Anzahl schädlicher Mutationen, die wir häufig bei an Blasenkrebs erkrankten Menschen sehen. Diese schädlichen Mutationen entstehen z. B. durchs Rauchen, dem größten Risikofaktor für Blasenkrebs in der westlichen Welt. Unser Modell imitiert, wie sich diese Form von Krebs beim Menschen entwickelt.“
In früheren Forschungsmodellen wurden häufig lediglich weibliche Mäuse verwendet, was jedoch nicht der menschlichen Realität entspricht: Blasenkrebs tritt bei Männern dreimal so häufig auf wie bei Frauen. Bei Frauen ist der Krebs zum Zeitpunkt der Diagnose aber oft aggressiver.
Das schwedische Forschungsteam wollte daher ein Modell entwickeln, das nicht nur das menschliche Immunsystem besonders genau abbildet, sondern anhand dessen auch geschlechterabhängige Reaktionen auf verschiedene Behandlungen geprüft werden können.
Im ersten Einsatz des Modells untersuchten die Forscher abgesonderte Substanzen, die während des Tumorwachstums in Blut und Urin zu finden waren. Dabei wurden mehr als 90 Proteine überprüft, um herauszufinden, wie sich diese im Verlauf der Tumorentwicklung und nach dem Eindringen der Krankheit in die Muskelschicht, verändern. Mithilfe des sogenannten Single-Cell-Sequencing untersuchten die Wissenschaftler, wie sich die Genexpression im lokal begrenzten Tumor im Vergleich zum infiltrierten Tumor veränderte. So konnte festgestellt werden, welche Zellen genau vorkamen und welche verschwanden, wie Krebszellen und das umgebende Gewebe miteinander interagierten und welche Arten von Immunzellen aktiviert wurden.
Das Ergebnis des ersten Modell-Einsatzes: Die Forscher stellten einen deutlichen geschlechtsspezifischen Unterschied fest, und zwar in zweierlei Hinsicht. Die Art des Blasenkrebses, der sich im Frühstadium der Krankheit entwickelt, unterschied sich je nach Geschlecht; außerdem reagierten die Geschlechter unterschiedlich auf die immuntherapeutischen Behandlungen.
„In der nächsten Phase des Projekts kann uns das Modell helfen, die Arten von Immunzellen vermitteln, die die Tumore infiltrieren, zu verstehen. Wir hoffen, dass es in Zukunft dazu beitragen wird, geschlechterspezifische Behandlungsstrategien zu verbessern. Damit dies Wirklichkeit werden kann, müssen die Studien auch mit Analysen von klinischem Material aus Biobanken verknüpft werden“, sagt Mangsbo.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Uppsala. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Dainis Graveris, unsplash.