Seit Jahren wird darüber diskutiert, ob Koffeinkonsum das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöht. Jetzt liefert eine Studie mit beispielloser Stichprobengröße neue Erkenntnisse.
Die Annahme, dass Koffein das Risiko von Herzrhythmusstörungen steigert, ist weit verbreitet. Beweise dafür, dass der Konsum koffeinhaltiger Produkte kardiale Risiken erhöhe, sind jedoch nach wie vor wenig fundiert. Einige Studien zeigen, dass moderater Kaffeekonsum entzündungshemmende Vorteile haben kann und mit reduzierten Risiken für Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Parkinson verbunden ist.
Eine Forschungsgruppe der UC San Francisco untersuchte nun in einer groß angelegten Studie, ob gewohnheitsmäßiger Kaffeekonsum mit einem Risiko für Herzrhythmusstörungen verbunden ist und ob genetische Varianten, die den Koffeinstoffwechsel beeinflussen, diesen Zusammenhang modifizieren könnten. Sie wurden in JAMA Internal Medicine veröffentlicht.
Die prospektive Kohortenstudie evaluiert Längsschnittdaten von 386.258 Kaffeetrinkern aus der UK Biobank der Jahre 2006 bis 2018. Das ist eine beispiellose Stichprobengröße für diese Art von Untersuchung. Es wurden jegliche Herzrhythmusstörungen, einschließlich Vorhofflimmern oder -flattern, (supra-) ventrikuläre Tachykardien, sowie atriale und ventrikuläre Extrasystolen einbezogen.
Dem selbstberichteten, täglichen Kaffeekonsum entsprechend wurden die Studienteilnehmenden in 8 Kategorien eingeteilt: 0, weniger als 1, 1, 2, 3, 4, 5 und 6 oder mehr Tassen täglich.
Weiterhin wendeten die Forscher anhand des UK Biobank Axiom™ Arrays, einer hochwertigen Methode zur Genotypisierung großer Probenkohorten, eine Technik an, die als Mendelsche Randomisierung bezeichnet wird und genetische Daten nutzt, um kausale Zusammenhänge abzuleiten. Dadurch konnten genetisch bedingte Koffein-Stoffwechsel-Unterschiede miteinander verglichen und ein Großteil der Störfaktoren einer großen Studie eliminiert werden.
Als erstes Ergebnis zeigt die Studie, dass etwa 4 Prozent der Stichprobe (16.979 Teilnehmende) eine Arrhythmie entwickelten. Nach Anpassung demografischer Merkmale, komorbider Erkrankungen und Lebensgewohnheiten war jede zusätzliche Tasse Kaffee mit einem um 3 % geringeren Risiko für das Auftreten einer Arrhythmie verbunden (Hazard Ratio [HR], 0,97; 95 % CI, 0,96–0,98; P < .001).
Auch die genetische Varianz im Koffein-Metabolismus zeigte keine signifikante Assoziation mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten von Herzrhythmusstörungen.
Moderater Kaffekonsum scheint also unabhängig der Stoffwechsel-Unterschiede keine kardialen Arrhythmien zu erzeugen; eine zusätzliche Tasse Kaffee verringert das Risiko laut Studie sogar leicht. Detaillierte Informationen über die Art des Kaffees – wie Espresso oder Milchkaffee – wurden allerdings nicht erhoben.
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