Eine adjuvante Immuntherapie für Patienten mit rezidivierendem Ösophaguskarzinom hat die europäische Zulassung erhalten. Nivolumab ergänzt damit bisherige Therapien.
Bei Patienten mit Krebserkrankungen des Ösophagus und des oberen Magens bildet sich nicht selten bereits kurz nach intensiver Behandlung des erstmals aufgetauchten Tumors ein Rezidiv. Bislang bestand die Standardbehandlung von Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen Speiseröhren- oder oberen Magen-Karzinom aus der Kombination einer neoadjuvanten Chemo- und Bestrahlungstherapie und einer sich daran anschließenden operativen Entfernung des Tumors. Mit dieser Therapiekombination ist es jedoch nicht gelungen, das Risiko eines Rezidivs für längere Zeit zu verringern.
Mit dem Ziel, die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs zu senken und somit den betroffenen Patienten die Chance auf ein längeres Überleben bieten zu können, haben sich Mainzer Wissenschaftler an der internationalen, randomisierten, doppelblinden, placebo-kontrollierten Phase-III-Studie Adjuvant Nivolumab in Resected Esophageal or Gastroesophageal Junction Cancer, kurz Checkmate 577, beteiligt.
In dieser evaluierten Prof. Markus Möhler, Leiter der gastroenterologisch-onkologischen Ambulanz der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz, und Kollegen bei Patienten, bei denen keine pathologisch komplette Remission erzielt wurde und die Erkrankung weiterhin diagnostisch nachweisbar war, eine postoperative, adjuvante Therapie. Dafür wählten sie einen immunonkologischen Ansatz: Ein Medikament, das das Immunsystem nach einer Tumorresektion gezielt unterstützt und dazu aktiviert, weiter vorhandene, aber nicht sichtbare Krebszellen abzuwehren und dadurch verhindert, dass sich Metastasen bilden. Bei dem Wirkstoff handelt es sich um einen Immuncheckpoint-Inhibitor, den monoklonalen Anti-PD-1-Antikörper Nivolumab.
Diese im New England Journal of Medicine ausführlich beschriebene adjuvante Immuntherapie zeigte bei den Studienteilnehmern positive Wirkung: Sie lebten im Durchschnitt 22 Monate länger und damit doppelt so lange ohne erneute Tumorerkrankung wie diejenigen Probanden, die lediglich ein Placebo erhielten. Den Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Mainz und den kooperierenden Forscherteams ist es somit erstmals gelungen, bei Patienten mit fortgeschrittenem und mit verschiedenen Therapieverfahren behandeltem Ösophaguskarzinom einen langfristigen krankheitsfreien Überlebensvorteil zu erzielen.
Nach den USA haben nun auch Deutschland und die Europäische Kommission Nivolumab für diese adjuvante Behandlung zugelassen. Für die jährlich rund 5.550 Männer und 1.750 Frauen in Deutschland, bei denen diese seltene maligne Erkrankung neu auftritt, besteht also Grund zur Hoffnung. Das Ösophaguskarzinom ist die siebthäufigste Krebserkrankung weltweit und jährlich Ursache für mehr als eine halbe Million Todesfälle.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Carlos Alberto Gómez Iñiguez, Unsplash