Ein aktuelles Cochrane-Review hat die Wirkung von Remdesivir auf die Sterblichkeit und den Krankheitsverlauf von COVID-19-Patienten untersucht. Das eindeutige Fazit lest ihr hier.
Remdesivir ist bisher das einzige Virostatikum mit einer Zulassung für die Behandlung von COVID-19 – die Wirksamkeit des Mittels ist allerdings umstritten. Ein aktueller Cochrane Review hat die verrfügbaren Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien analysiert und kommt zu einem enttäuschendem Fazit.
Bei Erwachsenen, die mit COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden, hat Remdesivir im Vergleich zu Placebo oder der Standardbehandlung wahrscheinlich nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf die Zahl der Todesfälle jeglicher Ursache innerhalb von 28 Tagen nach der Behandlung, so die Review-Autoren. Auf Basis der Evidenz sei nicht sicher, ob Remdesivir den Zustand der Patienten verbessert oder verschlechtert, gemessen am Ausmaß der erforderlichen Unterstützung bei der Atmung.
Der antivirale Wirkstoff Remdesivir wurde ursprünglich gegen das Ebola-Virus entwickelt. In der COVID-19-Pandemie galt er von Anfang an als aussichtsreicher Kandidat für eine ursächliche Behandlung der Erkrankung.
Der aktuelle Cochrane Review wertet nun die verfügbare Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) zur Wirksamkeit von Remdesivir in Bezug auf die Sterblichkeit und die Schwere des Krankheitsverlaufs bei Patienten, die mit COVID-19 in ein Krankenhaus eingewiesen wurden aus.
Dafür suchten die Autoren systematisch nach RCTs zur Wirksamkeit von Remdesivir. Die Kontrollgruppen in den berücksichtigten Studien erhielten entweder wirkstofffreie Placebos oder einfach die Standardversorgung. Stand der Literatursuche ist der 16. April 2021. Neben der Sterblichkeit und Krankheitsschwere untersuchten sie auch einige weitere Endpunkte wie Nebenwirkungen. Sie fanden schließlich 5 RCTs, die den Einschlusskriterien entsprachen. Diese Studien umfassten insgesamt 7.452 Patienten mit COVID-19.
Remdesivir hat wahrscheinlich nur einen geringen oder gar keinen Einfluss auf die Sterblichkeit (4 Studien, 7.142 Personen; Vertrauenswürdigkeit nach GRADE: moderat). Von 1.000 Patienten sterben demnach 8 weniger mit Remdesivir im Vergleich zu Placebo oder Standardbehandlung.
Auch auf die Länge einer notwendigen Beatmung scheint Remdesivir nur einen kleinen oder gar keinen Effekt zu haben (Vertrauenswürdigkeit: niedrig). Weitgehend unklar bleibt die Wirkung von Remdesivir auch auf andere Endpunkte wie den Bedarf an zusätzlichem Sauerstoff oder mögliche Nebenwirkungen.
„Auf Grundlage der derzeitig verfügbaren Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien kommen wir zu dem Schluss, dass eine Behandlung mit Remdesivir wahrscheinlich nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf die Sterblichkeit bei erwachsenen hospitalisierten Patienten mit COVID-19 hat“, kommentiert Erstautorin Kelly Ansems von der Klinik für operative Intensivmedizin und intermediate Care an der Uniklinik RWTH Aachen.
„Aufgrund der Unvollständigkeit der derzeit verfügbaren Studiendaten können wir jedoch nicht abschließend beurteilen, ob es mögliche Wirksamkeitsunterschiede in Abhängigkeit vom Schweregrad der Erkrankung gibt.“
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung von Cochrane Deutschland. Die zugehörige Studie findet ihr unter diesem Link. Bildquelle: Robert Anasch, Unsplash