Jeder vierte COVID-Patient muss nach seiner Entlassung innerhalb von 6 Monaten zurück in die Klinik. Das zeigt eine aktuelle Studie aus Deutschland.
Ein Viertel aller COVID-19-Patienten, die aus der Klinik entlassen wurden, musste innerhalb von 6 Monaten erneut hospitalisiert werden. Das ergab eine aktuelle Beobachtunsgstudie aus Deutschland. Als Grundlage dafür dienten AOK-Daten von Versicherten, die mit einer bestätigten SARS-CoV-2-Infektion im Zeitraum Februar bis April 2020 ins Krankenhaus eingeliefert wurden.
Von den 8.679 COVID-Patienten starben 2.161 (24,9 %) während der ersten Hospitalisierung. Jeder vierte Patient, der entlassen wurde, musste innerhalb von 6 Monaten erneut ins Krankenhaus (26,8 %). Die Wiederaufnahme erfolgte in den meisten Fällen wegen Problemen mit der Atmung oder aufgrund neurologischer Störungen. 13 % aller wieder aufgenommenen Patienten waren dabei schon wieder oder immer noch mit Corona infiziert.
Innerhalb von 90 Tagen nach der Entlassung starben 2.425 (27,9 %) Patienten, die 180-Tage-Mortalität stieg auf insgesamt 29,6 % an. Sowohl während des ersten Klinikaufenthaltes als auch danach war die Mortalität in der Altersgruppe der über 80-Jährigen am höchsten: Sie betrug insgesamt 52,3 %. Von den COVID-Patienten, die während der ersten Einweisung maschinell beatmet werden mussten, starben 53 % innerhalb von 6 Monaten. Bei den nicht beatmeten Patienten lag die Mortalität mit 23,6 % deutlich darunter. Aus Sicht der Autoren sollte nun kritisch bewertet werden, ob die derzeitige Intensivtherapie – insbesondere die Beatmung bei Patienten über 80 Jahren – angesichts der hohen Sterblichkeitsraten wirklich wirksam ist.
„Diese Zahlen zeigen, dass COVID-19 auch nach dem initialen Krankenhausaufenthalt zu vielen Todesfällen führt – insbesondere bei den Älteren. Die Krankheit hat damit auch langfristig schwerwiegende Folgen“, sagt Christian Günster, Leiter des Forschungsbereich Qualitäts- und Versorgungsforschung beim WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK).
Die Studie untersuchte auch Faktoren, die zu einer erhöhten Mortalität nach dem Krankenhausaufenthalt beitragen. So war der größte Anstieg der Sterblichkeit bei Patienten insbesondere mit Koagulopathien, Lebererkrankungen und einem BMI von über 40 zu verzeichnen. Die Überlebenswahrscheinlichkeit war bei Frauen zu allen drei Zeitpunkten etwa 5 Prozentpunkte höher als bei Männern. Dies ist nach Einschätzung der Studienautoren möglicherweise auf die bessere Immunantwort bei Frauen zurückzuführen.
Günster erklärt: „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bei schweren Verläufen der Erkrankung eine engmaschige Nachsorge durch Haus- und Fachärzte erforderlich ist.“
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