Eine Studie belegt: Körperliche Aktivität mindert depressive Symptome. Doch nicht nur das, es konnten weitere Erkentnisse zur Veränderungsbereitschaft des Gehirns gewonnen werden.
Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, ziehen sich oft zurück und sind körperlich inaktiv. Eine Arbeitsgruppe der Uni Bochum wollte daher wissen, was passiert, wenn Betroffene regelmäßig körperlich aktiv sind und untersuchten in einer Studie den Effekt von Bewegung auf depressive Symptome.
Die Teilnehmer der Studie wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, von denen eine ein dreiwöchiges Bewegungsprogramm absolvierte. Eine weitere durchlief ein Kontrollprogramm ohne sportliche Aktivität. Das Programm, das von Sportwissenschaftlern entwickelt wurde, enthielt spielerische Elemente ohne Wettbewerbscharakter und stellte die Zusammenarbeit der Beteiligten in der Vordergrund. „So wurden gezielt auch Motivation und soziales Miteinander gefördert und Ängste vor Herausforderungen sowie negative Erfahrungen mit körperlicher Aktivität – Stichwort Schulsport – abgebaut“, erklärt Studienleiterin Karin Rosenkranz.
Vor und nach dem Programm bestimmte das Studienteam jeweils die Schwere der depressiven Symptomatik wie Antriebs- und Interessenlosigkeit, Motivationsmangel und negative Gefühle. Darüber hinaus wurde die Veränderungsbereitschaft des Gehirns, die sogenannte Neuroplastizität, gemessen. Sie kann mit der transkraniellen Magnetstimulation von außen bestimmt werden. „Die Veränderungsbereitschaft ist wichtig für alle Lern- und Anpassungsprozesse des Gehirns“, erklärt Rosenkranz.
Die Ergebnisse zeigen, dass bei Depressiven die Veränderungsbereitschaft des Gehirns im Vergleich zu Gesunden generell niedriger ist. Nach dem Programm mit körperlicher Aktivität stieg diese Veränderungsbereitschaft jedoch signifikant an und erreichte die Werte von Gesunden. Zeitgleich gingen in der Gruppe die Depressionssymptome zurück. „Je mehr die Veränderungsbereitschaft anstieg, desto deutlicher rückläufig waren die klinischen Symptome“, fasst Rosenkranz zusammen.
Bei der Gruppe, die am Kontrollprogramm teilgenommen hatte, waren diese Veränderungen nicht so ausgeprägt. „Das zeigt, dass es einen Effekt von körperlicher Aktivität auf Symptome und Veränderungsbereitschaft des Gehirns gibt. Inwiefern die Veränderung der Symptome und der Veränderbarkeit des Gehirns kausal miteinander verknüpft sind, können wir aus diesen Daten nicht beantworten“, schränkt die Medizinerin ein. „Es ist bekannt, dass körperliche Aktivität dem Gehirn gut tut, da sie zum Beispiel die Neubildung von Verbindungen von Nervenzellen fördert. Dies könnte durchaus auch hier eine Rolle spielen.“
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum. Die Originalpublikation findet ihr im Text und hier.
Bildquelle: Ahmad Odeh, unsplash.