Neue Studien zur Lambda-Variante sorgen für Schlagzeilen. Doch Experten mahnen, die Ergebnisse vorsichtig zu interpretieren. Lest hier die Details.
Die Lambda-Variante (auch C.37 genannt) wurde erstmals im Dezember 2020 in Peru entdeckt und hat sich seitdem in über 30 Ländern verbreitet. In Deutschland liegt der Anteil von Lambda an der Gesamtstichprobe laut RKI-Bericht seit dem 5. April 2021 stabil zwischen 0,1 und 0,2 %. Zum Vergleich lag der Anteil der Delta-Variante Anfang April bei 0,1 %, inzwischen dominiert sie das Infektionsgeschehen.
Noch ist nicht viel über die Mutante bekannt und ob sie sich gegen Delta durchsetzen kann, ist fraglich. Die drei Mutationen im Spike-Protein namens Δ246-252, L452Q, F490S tragen möglicherweise dazu bei, dass das Virus weniger gut von Antikörpern neutralisiert werden kann. Die Mutation T76I könnte zudem die Infektiösität erhöhen.
Erste Labor-Untersuchungen deuten darauf hin, dass Lambda der Delta-Variante sehr ähnlich ist, was die Infektiösität und mögliche Immunevasion angeht. Eine US-Studie hat die Infektiösität mithilfe eines Pseudovirus Assays in Zellkultur untersucht. Bei Pseudoviren handelt es sich um synthetisch veränderte Virenstämme, die – im Fall von SARS-CoV-2 – das Spike-Protein inklusive Mutationen tragen. Lambda ist demnach deutlich infektiöser als die ursprüngliche Corona-Variante, aber nicht ansteckender als Delta.
Eine Studie aus Japan kommt mittels Pseudovirus-Experimente zum gleichen Ergebnis: Lambda ist zwar ansteckender als die Ursprungsvariante, aber ähnlich ansteckend wie Delta. Die Aussagekraft solcher Zellkultur-Experimente ist wie immer mit Vorsicht zu genießen, sie geben aber keinen Grund zur Annahme, dass Lambda noch infektiöser ist als Delta.
Auch die mögliche Immunevasion von Lambda haben die beiden Forschergruppen untersucht. Die US-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Wirksamkeit der neutralisierenden Antikörper im Vergleich zur ursprünglichen Variante gegenüber Delta rund 4-fach reduziert ist, gegenüber Lambda knapp 3-fach. Das entspricht keinem nennenswerten Unterschied. Auch laut japanischer Studie schneiden Lambda und Delta ähnlich ab, was die reduzierte Neutralisation durch Antikörper angeht.
Wegen ihrer Ergebnisse fordern die japanischen Autoren, Lambda als Variant of Concern einzustufen (VOC). Seit Mitte Juni steht sie zwar von der WHO unter besonderer Beobachtung, wird aber bislang nur als Variant of Interest (VOI) eingestuft. Während die Autoren von einer „möglichen Gefahr für die Menschheit sprechen“, lehnen sich andere Experten nicht so weit aus dem Fenster.
Die Daten aus Japan würden derzeit überinterpretiert, erklärt der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl. Die Daten zeigten, dass Lambda in Labor-Versuchen (in vitro) etwas ansteckender sei als das ursprüngliche Virus, aber nicht ansteckender als die Delta-Variante. Lambda könnte demnach auch dem Immunschutz „etwas entkommen, aber nicht so stark wie Delta“. Insofern beunruhige ihn diese Variante anhand der aktuell vorliegenden Daten noch nicht, so Watzl. Ein Blick in andere Länder scheint die Einschätzung zu bestätigen. In Peru dominiert Lambda zwar das Infektionsgeschehen, in anderen südamerikanischen Ländern scheint wird sie aber zusehends von Delta oder Gamma verdrängt.
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