Leiden Patienten an Schulterschmerzen, ist häufig die Rotatorenmanschette schuld. Wie wirksam sind Physiotherapie und Steroid-Spritzen im Vergleich?
Ein Forschungsteam der Oxford University hat in einer neuen Studie zusammengefasst, wie sich verschiedene post-klinische Therapieverfahren der Rotatorenmanschettenerkrankung in ihrem Outcome unterscheiden.
In der multizentrischen, randomisiert kontrollierten Studie namens GRASP (Getting it Right: Addressing Shoulder Pain) wurden 704 Studienteilnehmer rekrutiert. Einschlusskriterien waren ein Alter von ≥ 18 Jahren und eine neue einsetzende Schulterschmerz-Episode zusammenhängend mit einer Rotatorenmanschettenerkrankung, die derzeit nicht physiotherapeutisch oder operativ behandelt wurde.
Es wurden vier Interventionsgruppen unterschieden: Progressives Krafttraining (bis zu 6 Physiotherapiesitzungen), Best-Practice-Beratung (eine Physiotherapiesitzung), subakromiale Kortikosteroidinjektion und anschließend progressives Training und subakromiale Kortikosteroidinjektion und anschließend Best-Practice-Beratung.
Schulterschmerzen sind sehr verbreitet. Eine der häufigsten Ursachen ist die Rotatorenmanschette, deren Erkrankungen mit erheblichen Beeinträchtigungen und Schmerzen verbunden sind und die Arbeitsfähigkeit sowie den Alltag vieler Betroffener beeinträchtigt.
Physiotherapeutisch verordnete Übungen zeigten sich als wirksam und sind lange schon ein Standard. Supportive Verfahren, wie Kortikosteroidinjektionen werden häufig zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen eingesetzt und haben bekanntermaßen einen kurzfristigen Nutzen für die Schulter. Es bestehen jedoch Bedenken hinsichtlich ihrer längerfristigen Sicherheit. Die britische Studie untersucht, wie wirksam intensivierte Trainingseinheiten sowie die Kombination mit Injektionen sind und vergleicht sie mit bisher gängigen physiotherapeutischen Verfahren.
Das primäre Ergebnis der Studie ist der mittlere Unterschied im Gesamtscore des Schulterschmerz- und Behinderungsindex (SPADI) über 12 Monate. Die Forscher erhoben den SPADI durch Selbstauskunftsbögen, die aus 13 Items bestanden und den aktuellen Schulterschmerz und die Behinderung maßen.
Bei der Auswertung der Daten zeigte sich laut Studie kein Hinweis auf einen Unterschied im SPADI-Score zwischen progressivem Training und optimaler Beratung (mittlere Differenz -0-66 [99% CI -4-52 bis 3-20]). Die Forscher fanden auch keinen Hinweis auf einen langfristigen Unterschied zwischen einer Kortikosteroid-Injektion im Vergleich zu keiner Injektion (-1-11 [-4-47 bis 2-26]).
Obwohl die Studie ergab, dass weder progressives Training noch Kortikosteroidinjektionen einer Best-Practice-Beratung durch einen Physiotherapeuten langfristig überlegen waren, können laut Forschungsgruppe individuelle Therapieverfahren zu kurzfristiger Besserung der Symptomatik führen. Goldstandard bleibt weiterhin eine physiotherapeutische Beratung.
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