Sommer, Sonne, Reisezeit
Gleichzeitig steigende Sars-CoV-2-Infektionswellen und COVID-19-Erkrankungen mit erhöhten Fallzahlen in Deutschland? Immer mehr Reisende kommen angeblich mit einer Corona-Neuinfektion zurück aus dem Urlaub nach Deutschland?
RKI Büttel der Gesundheits- und Krankheitspolitik
Das behauptet aktuell das Robert-Koch-Institut (RKI) und macht sich damit entgegen ihrer selbst veröffentlichten, rudimentären Datenlage zum willfährigen Büttel von Bundes- und Landesregierungen. Treuherzig behauptet das RKI, die Deutschen infizierten sich nach wie vor am häufigsten - mindestens(!) zu 81 Prozent - im eigenen Land mit SARS-CoV-2/Covid-19, jedoch spielten Reisen ins Ausland angeblich eine zunehmende Rolle.
So weit, so gut
Das RKI veröffentlicht aber äußerst tendenziöse Auswertungen über ihre Meldungen im wöchentlichen Lagebericht vom 29. 07.2021. Zwischen 28. Juni und 25. Juli wurden 3.662 Corona-Fälle in Deutschland gemeldet, die vermutlich mit einer Virus-Exposition während eines Auslandsaufenthaltes zusammenhängen sollten. Das entspricht etwa zwölf Prozent aller Fälle, die dem RKI übermittelt wurden. In krassem Gegensatz zu rein rechnerisch zu erwartenden 19 Prozent bei oben behaupteten, etwa 81 Prozent heimischen Infektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg in Deutschland auf 16,5.
Die fünf Hauptinfektionsländer
Die fünf Hauptinfektionsländer aus den letzten vier Meldewochen, wo sich vermutlich besonders viele Deutsche mit dem Coronavirus infiziert haben sollen, werden natürlich statistisch völlig unsauber und unseriös o h n e jegliche Bezugsgrößen wie Anzahl der Reisenden, Altersgruppenverteilung, Impf- und/oder Immunitätsstatus, Dauer der Aufenhalte, besondere Risikofaktoren usw. publiziert:Spanien: 1.247Türkei: 249Niederlande: 203Kroatien: 197Griechenland: 180
Details
In der Meldewoche 29 stieg vor allem die Zahl der gemeldeten Infektionen, zu denen es vermutlich während eines Türkeiaufenthalts gekommen ist. Mit 123 Meldungen in Meldewoche 29 hat sie sich im Vergleich zur Woche 28 (59 Meldungen) mehr als verdoppelt.Zwar liegt in Meldewoche 29 die Zahl der vermutlich in Spanien entstandenen Ansteckungen mit 371 Meldungen weitaus höher als die von Reiserückkehrern aus der Türkei, doch ist die Zahl von infizierten Spanienurlaubern im Vergleich zur Meldewoche 28 (459 Meldungen) gesunken.Gesunken sind auch die Zahlen von Infektionen, die mit einer Reise in die anderen oben aufgelisteten Länder in Verbindung gebracht werden.
Spezielle Corona-Expositionsländer
In anderen Ländern und klassischen Urlaubszielen wie Frankreich, Italien und Dänemark steckten deutsche Urlauber sich lt. RKI vermutlich auch an. Infektionsmeldungen liegen ebenfalls von Reisenden vor, die in Russland waren. Die Zahlen der letzten vier Meldewochen ebenfalls o h n e Bezugsgrößen:Russische Föderation: 154Frankreich: 119Italien: 78Österreich: 74Dänemark: 55Dagegen überwältigend viele andere Länder, nämlich 1.033 Menschen mit/ohne Migrationshintergrund?
Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich
Und wen wundert's, weil das Reiseaufkommen sehr stark gestiegen ist: Von Reiserückkehrern aus Frankreich, Italien, Österreich und Dänemark gingen in Meldewoche 29 mehr Infektionsmeldungen ein, als in der Woche zuvor.
Bei reiseassoziierten Corona-Infektionen von Dänemarkurlaubern wurde ein drastischer Anstieg verzeichnet. Waren es in Meldewoche 28 noch drei Fälle, wurden dem RKI in Woche 29 insgesamt 46 Infektionen gemeldet.Nur die Zahl infizierter Reiserückkehrer aus Russland lag in Meldewoche 29 unter dem Wert aus der Vorwoche, vermutlich, weil es so wenige von ihnen gab.
Verschärfte Einreiseregeln seit 1. August
Um die angebliche 12-prozentige Ausbreitung des Coronavirus durch Urlaubsrückkehrer einzudämmen, hat das Bundeskabinett kurzfristig und über Nacht neue, verschärfte Einreiseregeln beschlossen. So müssen seit 1. August alle ohne vollständige Impfung bzw. Genesungsnachweis nach Deutschland Einreisenden ab zwölf Jahren einen negativen Coronatest vorweisen. Einzig logischer Lichtblick: Es zählt nicht mehr, wie bisher, ob die Einreise über Luft-, Land- oder Seeweg bzw. zu Fuß, mit dem Fahrrad oder per Bahn erfolgt. Die Testpflicht entfällt nur, wenn ein Nachweis über eine genesene COVID-19-Erkrankung vorliegt oder ein vollständiger Impfschutz besteht.
Virusvarianten- und Hochrisikogebiete
Testpflicht für Einreisende aus Virusvarianten- und Hochrisikogebiete. Ab August 2021 werden weltweite Gebiete mit erhöhtem Infektionsrisiko nur noch in zwei Kategorien unterteilt: Gebiete mit besorgniserregenden Virusvarianten und Hochrisikogebiete.
Einreisende aus Hochrisikogebieten haben Folgendes zu erwarten: Wer über zwölf Jahre alt ist und sich in den letzten zehn Tagen vor der Einreise nach Deutschland in einem Hochrisikogebiet aufgehalten hat und nicht geimpft oder genesen ist, muss einen aktuellen negativen Coronatest vorweisen und sich in eine zehntägige Quarantäne begeben. Für Genesene und Geimpfte entfällt die zehntägige Quarantänepflicht. Personen über zwölf können die Quarantänepflicht nach fünf Tagen durch den Nachweis eines Negativtests früher beenden. Kinder unter zwölf können die Quarantäne auch ohne Coronatest nach fünf Tagen beenden.Für Heimkehrende aus einem Virusvariantengebiet gilt seit 1. August 2021: Testpflicht für Personen ab zwölf Jahren,auch für vollständig Geimpfte und Genesene. Zudem muss eine strenge 14-tägige Quarantänepflicht eingehalten werden. Besteht jedoch ein vollständiger Impfschutz mit einem durch das RKI als hinreichend wirksam gegen die Virusvariante bewerteten Impfstoff, kann die Quarantäne nach Übermittlung des Nachweises beendet werden.
Wöchentlicher Lagebericht des RKIGültig ab 1. August 2021 für Reisende/Informationen der Bundesregierung
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