Ein 66-Jähriger wird nach einer Kontrolluntersuchung der Augen sofort ins Krankenhaus eingewiesen. Dann entdecken Ärzte etwas, das der Patient schon fast vergessen hatte.
Einem 66-jährigen Rentner wird von seinem Optiker nach seiner jährlichen Kontrolluntersuchung geraten, sich umgehend im Krankenhaus vorzustellen. Dieser hatte in der Spaltlampenuntersuchung eine leichte Formveränderung der Pupille festgestellt. Die medizinische Vorgeschichte des Mannes ist unauffällig, er nimmt keine regelmäßigen Medikamente, Allergien sind nicht bekannt.
Bei der Augenuntersuchung im Krankenhaus wird der Visus mit 6/6 auf beiden Augen bestimmt. Ein afferenter Pupillendefekt ist nicht feststellbar und das Farbsehen ist uneingeschränkt. Im linken Auge ist zwar keine Entzündung sichtbar, doch es zeigt sich eine etwa 2 Millimeter große, runde, braune subkonjunktivale, zystische Läsion, wodurch die Pupille etwas erhaben wirkt.
Als die Ärzte die vordere Augenkammer dann etwas genauer untersuchen sehen sie einen großen Fremdkörper, der in der Iris zu liegen scheint.
Die restliche Untersuchung – auch des rechten Auges – ist unauffällig. Um genauer abzuklären, worum es sich bei dem Fremdkörper handelt, ordnen die Ärzte eine CT an. Auf den Aufnahmen wird deutlich, dass der etwa 4 mm große Fremdkörper zwischen Linse, Ziliarkörper und Iris liegt.
Doch wie konnte er dorthin gelangen? Schließlich war er ja bei einer Routineuntersuchung ohne vorangegangenes Trauma aufgefallen.
Der 66-Jährige hatte früher als Steinmetz gearbeitet und erinnert sich an einen Unfall vor etwa 30 Jahren, als er mit Hammer und Meißel Granit bearbeitet hatte. Doch damals konnte in der Notfallklinik keine ernsthafte Verletzung am Auge festgestellt werden, sodass er wieder entlassen wurde. Seither hatte der Patient keinerlei Symptome, weshalb der Fremdkörper über 30 Jahre unbemerkt blieb. Da der Nervus opticus und sämtliche Sehfunktionen uneingeschränkt sind, entscheiden sich die Ärzte gemeinsam mit dem Patienten, den Fremdkörper an Ort und Stelle zu belassen. Sie legen dem 66-Jährigen aber nahe, weiterhin zu den jährlichen Kontrolluntersuchungen zu gehen und sich – falls doch Symptome auftreten sollten – sofort wieder vorzustellen.
Bildquelle: Vince Fleming, unsplash
Textquelle: Ali et al. / Oxford Medical Case Reports