Die aufkommenden Virusvarianten sorgen für immer mehr epidemische Ausbrüche. Das US-amerikanische CDC berichtet über solch einen Fall. Auslöser soll die Gamma-Variante sein.
Ein Goldgräber wird in Französisch-Guyana positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Er arbeitet in einer Goldmine im Amazonaswald. Mehrere Arbeiter aus diesem Gebiet wurden ebenfalls als symptomatisch gemeldet, obwohl sie eine vollständige Impfung gegen COVID-19 erhielten. Ein medizinisches Expertenteam ging dem Befund nach und untersuchte die 44 Mitarbeiter der Mine.
Die Daten wurden über standardisierte Formulare gesammelt, die Befragungen und medizinischen Untersuchungen aller Mitarbeiter der Goldmine sowie Daten der Gesundheitszentren enthielten. Alle Mitarbeiter wurden dabei von einem Arzt untersucht und mittels Antigen-Schnelltest gescreent. Sofern die Mitarbeiter Symptome aufwiesen, wurden zusätzlich SARS-CoV-2-PCR-Tests durchgeführt. Ein bis zwei Wochen später wurden alle untersuchten Minenarbeiter erneut untersucht, wobei diejenigen mit einem vorangegangen negativen Testergebnis erneut durch einen PCR-Test gescreent wurden. Unabhängig von den Testergebnissen wurden zusätzlich serologische Untersuchungen an 39 Minenarbeiter vollzogen.
42 der 44 Minenarbeiter waren männlich, wobei das durchschnittliche Alter bei 53,3 lag und 18 Arbeiter ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Infektionen hatten. Zwar hatten alle Arbeiter getrennte Zimmer, jedoch kamen sie während der Mahlzeiten und in den Maschinenkabinen in Kontakt.
25 der 44 Arbeiter hatten bereits vollständigen Impfschutz mit Comirnaty® und 3 von 6 waren nach einer vorangegangenen COVID-19-Erkrankung einmal geimpft. Die Befallsrate betrug in den vollständig Geimpften 60 % (15 von 25), in den einfach Geimpften bzw. genesenen einfach Geimpften 40 % (6 von 15) und in den Ungeimpften 75 % (3 von 4).
Insgesamt lag die Infektionsrate bei 54,5 %, wovon 87 % der Fälle symptomatisch waren. Zu den typischen Symptomen zählten Fieber und Atemnot. Jedoch machte keiner der Infizierten einen schweren Verlauf durch oder musste hospitalisiert werden. Unter den infizierten Minenarbeitern wiesen 78,2 % einen Ct-Wert von unter 28 auf. In 9 von 9 Fällen wurde die Variant of Concern (VOC) Gamma identifiziert.
Bei den 28 Geimpften versagte die Impfung in 14 Fällen (definiert als COVID-19-Fall über 14 Tage nach der Zweitdosis), wobei niemand eine schwere Infektion erlitt. 12 der vollständig Geimpften berichteten über eine Reaktogenität der Impfung. Unter den Geimpften betrug das SARS-CoV-2-/IgG-Verhältnis im Schnitt 9,22.
Bei den Untersuchungen stellte sich Patient 40 als vermeintlicher Indexpatient heraus. Eine Woche vor dem Ausbruch besuchte er seine Familie und wies eine asymptomatische SARS-CoV-2-Infektion auf, mit einem Ct-Wert von 33–35.
Gamma ist die vorherrschende Virusvariante in Französisch-Guyana und löste im Juli 2021 eine dritte epidemische Welle aus, die die dortigen Krankenhauskapazitäten an ihre Grenzen brachte. Die Autoren waren überrascht von der hohen Befallsrate in der recht isolierten Gruppe trotz Impfung. Aufgrund von In-vitro-Studien, die eine ähnliche Verringerung der Neutralisation durch Antikörper bei Beta und Gamma aufwiesen, seien sie von weniger Infektionen ausgegangen. Dabei lege das Fehlen von schweren Verläufen zwar einen Schutz vor einer schwerwiegenden Erkrankung nahe, jedoch belege er ihn nicht, schreiben die Autoren.
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