Low Carb oder Low Fat – zu welcher Diät sollten Ärzte übergewichtigen Patienten raten? Ernährungswissenschaftler sind dieser Frage in einer klinischen Studie nachgegangen. Außerdem untersuchten sie, ob sich der Erfolg einer Diät anhand von Gen-Merkmalen prognostizieren lässt.
„Wir haben alle von Bekannten gehört, die eine bestimmte Diät gemacht haben, und es hat super funktioniert“, sagt Christopher Gardner. Er forscht an der Stanford University Medical School. Bei anderen Menschen funktioniere das gleiche Programm aber hingegen nicht. Deshalb machte er sich zusammen mit Kollegen auf die Suche nach möglichen Faktoren, um den Erfolg zu prognostizieren.
Für seine randomisierte klinische Studie rekrutierte Gardner 609 Teilnehmer zwischen 18 und 50 Jahren. Etwa die Hälfte davon waren Männer. Ihr Body Mass Index lag zwischen 28 und 40. Bei den Probanden wurden Teile des Genoms sequenziert, um nach relevanten Mustern zu suchen, die zu Veränderungen im Kohlenhydratstoffwechsel oder im Lipidstoffwechsel führen könnten. Per oralem Glukosetoleranztest gewannen die Ärzte dann Informationen über Störungen des Glukosestoffwechsels.
Alle Probanden wurden in eine von zwei Ernährungsgruppen randomisiert: kohlenhydratarm oder fettarm. Sie wurden angewiesen, ihre Diät für ein Jahr beizubehalten. Das schafften 79 Prozent. Gesundheitspädagogen begleiteten Gardners Projekt zusätzlich mit insgesamt 22 Unterrichtsstunden pro Kopf. So lernten Teilnehmer beispielsweise, dass gesüßte Limonade zwar keine Fette enthält, trotzdem aber nicht gesund ist. Oder dass Avocados in Maßen den Speiseplan trotz ihres hohen Fettanteils bereichern. In den ersten acht Wochen mussten sich alle auf 20 g Kohlenhydrate (low carb) beziehungsweise 20 g Fett (low fat) beschränken. Ab dem zweiten Monat durften sie die Menge sukzessive soweit erhöhen, bis sie keine Einschränkung mehr verspürten. Das waren 57 g Fett (vor Studienbeginn 87 g) versus 132 g Kohlenhydrate (zuvor 247 g).
Über zwölf Monate hinweg begleiteten Forscher den Fortschritt der Teilnehmer und protokollierten Informationen über Körpergewicht, Körperzusammensetzung, Insulin-Ausgangsspiegel und wie viele Gramm Fett oder Kohlenhydrate sie täglich verzehrten. Am Ende der Studie hatten Personen in den beiden Gruppen im Durchschnitt 5,5 kg an Gewicht verloren. Bei Low Fat waren es 5,3 kg, und bei Low Carb 6,0 kg. Hier war der Unterschied nicht statistisch signifikant. Im Gegensatz zur ursprünglichen Hypothese fand Gardner keine Assoziationen zwischen dem Genotyp oder dem Insulin-Ausgangsspiegel und dem Erfolg. Das vielleicht wichtigste Ergebnis dieser Studie sei, dass sich Strategien zur Gewichtsreduktion mit einem fettarmen oder einem kohlenhydratarmen Ansatz ähneln, berichtet der Erstautor. Er betont vor allem die Bedeutung von Patientenschulungen. Im nächsten Schritt will er klären, ob sich Faktoren wie das Mikrobiom, die Epigenetik oder andere Genregionen zur Vorhersage möglicher Erfolge eignen.