Antidiabetika senken nicht nur den Blutzucker – sie können mehr. Bei kardialen Schäden erweisen sich SGLT-2-Inhibitoren, Sulfonylharnstoffe und GLP-1-Agonisten als besonders hilfreich. Hier die aktuelle Studienlage.
In den letzten Jahrzehnten ist die Menge an medikamentösen Therapien bei Typ-2-Diabetes immens gestiegen. Während Metformin gängigerweise eingesetzt wird, läuft eine Diskussion über den optimalen Einsatz von oralen Antidiabetika wie Sulfonylharnstoffen. JAMA Internal Medicine veröffentlichte vor kurzem eine Studie, in der die Wirksamkeit von gängigen SGLT2-Hemmern und Sulfonylharnstoffen bei Typ-2-Diabetes untersucht wurde.
In der Studie wurde eine Kohorte von 128.293 Probanden untersucht, die zusätzlich zu ihrer Metformin-Therapie entweder SGLT-2-Hemmer oder Sulfonylharnstoffe verschrieben bekamen. Das durchschnittliche Alter der Probanden betrug etwa 65 Jahre, wobei 23.870 Personen SGLT-2-Hemmer erhielten und 104.423 Probanden Sulfonylharnstoffe als zusätzliches Medikament.
Insgesamt waren die SGLT-2-Hemmer im Vergleich zu den Sulfonylharnstoffen mit einer geringeren Mortalitätsrate assoziiert. Zusätzlich waren SGLT-2-Hemmer mit einem geringeren Todesrisiko verbunden, unabhängig vom Alter und kardialen und renalen Zustand des Probanden. In Per-Protokoll-Analysen war die fortgesetzte Anwendung von SGLT-2-Inhibitoren, mit oder auch ohne Metformin, mit einem geringeren Sterberisiko im Vergleich zur fortgesetzten Anwendung von Sulfonylharnstoffen verbunden, wobei das Sterberisiko bei einer Kombination mit Metformin geringer war.
Laut den aktuellen Richtlinien der American Diabetes Association werden Sulfonylharnstoffe nur dann als zweites Mittel empfohlen, wenn es kostentechnisch nicht anders zugelassen wird. Da die Studie sich allein auf die USA beschränkt, stellen die Kosten einen wichtigen Faktor dar. Das dortige Gesundheitsversorgungssystem ist bekanntermaßen schlechter aufgestellt als in Deutschland.
The New England Journal of Medicine veröffentliche kürzlich eine Phase-III-Studie zu einem ganz bestimmten GLP-1-Agonisten, Efpeglenatide. GLP-1-Agonisten sind oft in Kombination mit Metformin bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und kardiovaskulären Erkrankungen indiziert. Die Studie untersuchte nun die kardiovaskulären und renalen Effekte bei Diabetes-Patienten.
Die randomisierte und placebokontrollierte AMPLITUDE-O-Studie umfasste 4.076 Teilnehmer mit Typ-2-Diabetes und einer kardialen oder renalen Vorerkrankung. Die Teilnehmer wurden in einem Verhältnis von 1:1:1 randomisiert und erhielten wöchentlich subkutane Injektionen von 4 oder 6 mg Efpeglenatide oder Placebo. Als primärer Endpunkt wurde das erste schwere kardiovaskuläre Ereignis (major adverse cardiovascular event (MACE)) gesetzt.
Die Nachverfolgungszeit der Probanden betrug im Durchschnitt etwa 1,8 Jahre. In der Verumgruppe erlitten 7 % der Probanden das erste MACE. In der Placebogruppe waren es 9,2 %. Zudem kam es bei 13 % der Efpeglenatide-Probanden zu Nierenschäden, wohingegen es 18,4 % in der Placebogruppe traf. Des Weiteren wurden Durchfall, Verstopfungen, Übelkeit, Erbrechen oder Blähungen häufiger unter dem Inkretin-Mimetikum gemeldet als unter dem Placebo.
Anhand dieser Ergebnisse folgern die Autoren, dass Diabetes-Patienten mit kardialen oder renalen Vorerkrankungen unter einer Efpeglenatide-Therapie ein geringeres kardiovaskuläres Risiko haben.
Die Studienergebnisse gehen zudem mit den Empfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft einher. So empfiehlt sie in ihrer S1-Leitlinie die Kombinationstherapie mit Metformin und SGLT-2-Inhibitoren oder GLP-1-RA bei hohem Risiko auf bzw. bestehenden klinisch relevanten renalen und/oder kardialen Erkrankungen.
In der Nationalen Versorgungsleitlinie zu Typ-2-Diabetes ist zudem hinterlegt, dass es keinen Beleg dafür gibt, dass Sulfonylharnstoffe diabetesbedingte Todesfälle verhindern können. Der Einsatz von Sulfonylharnstoffen mit Metformin wird lediglich bei keinem hohen Risiko für diabetesassoziierte kardiale und/oder renale Erkrankungen empfohlen, wenn das individuelle Therapieziel nach 3 bis 6 Monaten nicht erreicht wurde. Dies gilt aber auch für die GLP-1-RA und SGLT-2-Inhibitoren.
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