Welchen Einfluss der Lockdown auf kardiologische Behandlungen hatte, wurde oft diskutiert. Eine Untersuchung zeigt jetzt, dass viele Patienten zögern, während der Pandemie ärztlichen Rat einzuholen.
Eine Studie der Uni Augsburg bestätigt, was bereits vermutet wurde: Die erste Coronawelle und der daraufhin verhängte Lockdown im Frühjahr 2020 hatte großen Einfluss auf andere ärztliche Behandlungen. Für die Versorgung von akuten Herzinfarkten während des ersten strikten Lockdowns wiesen die Wissenschaftler nun einen signifikanten Rückgang von 44 % nach. Die Analyse der Daten aus dem Augsburger Herzinfarktregister zeigte außerdem, dass alle Infarkttypen gleichermaßen betroffen waren – bei Männern wie bei Frauen, bei älteren und bei jüngeren Menschen.
Zusätzlich zu den Registerdaten wurde ein Teil der Herzinfarkt-Patienten zu wahrgenommen Stressfaktoren vor und nach dem Infarkt befragt. Die am häufigsten genannte Stressquelle war die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus und vor der Belastung des Gesundheitssystems.
Nach der Lockerung der Beschränkungen im ersten Lockdown stieg die Zahl der akuten Herzinfarktfälle im Zeitraum von April bis Mai 2020 wieder an, lag allerdings immer noch um 17 % unter dem Wert aus der Vor-Corona-Zeit.
„Es ist von großer Wichtigkeit, bei Herzinfarktsymptomen so schnell wie möglich ärztliche Hilfe anzufordern. Bis zum Beginn der Behandlung darf nicht viel Zeit vergehen. Dies gilt selbstverständlich auch in Zeiten einer Pandemie. Die Angst vor einer Ansteckung darf nicht dazu verleiten, andere gesundheitliche Beschwerden nicht ernst zu nehmen“, appelliert Prof. Christa Meisinger, Leiterin des Herzinfarktregisters Augsburg.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Augsburg. Hier geht's zur Originalpublikation.
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