Haustierhalter sollten bei COVID-19-Verdacht den engen Kontakt mit ihren Tieren einschränken, raten Veterinäre. Für Katzen scheint das Risiko größer zu sein als für Hunde.
Erste Ergebnisse, die auf dem European Congress of Clinical Microbiology & Infectious Diseases (ECCMID) vorgestellt wurden, deuten darauf hin, dass COVID-19-Infizierte die Krankheit häufig an ihre Haustiere weitergeben. Katzen, die auf den Betten ihrer Besitzer schlafen, seien besonders gefährdet.
Erstautorin Dorothee Bienzle, Professorin für Veterinärpathologie am Ontario Veterinary College der University of Guelph, und ihr Kollege Dr. Scott Weese, Spezialist für Infektionskrankheiten, wollten mit ihren Untersuchungen herausfinden, wie anfällig Haustiere für eine Infektion mit SARS-CoV-2 sind und was ihre Infektionswahrscheinlichkeit erhöht.
Sie testeten hierfür 48 Katzen und 54 Hunde aus 77 Haushalten auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 und befragten die Besitzer darüber, wie sie mit ihren Haustieren interagieren. Anschließend verglichen sie die Ergebnisse mit Katzen und Hunden, die in Tierheimen getestet wurden sowie mit streunenden Katzen.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass ein hoher Anteil der Haustiere in Haushalten mit Menschen, die mit COVID-19 infiziert waren, auch mit dem Virus infiziert wurde. Bei Katzen war das Risiko höher als bei Hunden. Ganze 67 Prozent (32 von 48) der Katzen und 43 Prozent (23 von 54) der Hunde wiesen Antikörper gegen das Coronavirus auf. Im Vergleich dazu waren es nur neun Prozent der Hunde und Katzen aus dem Tierheim und drei Prozent der streunenden Katzen.
Katzen, die mehr als 19 Stunden pro Tag mit ihren Besitzern verbrachten, einschließlich des Schlafens auf dem Bett ihres Besitzers, schienen ein höheres Infektionsrisiko zu haben.
Die meisten Hunde entwickelten nur leichte Symptome wie Appetitlosigkeit. Bei mehr als einem Viertel der Katzen konnten die Forscher jedoch COVID-ähnliche Symptome, wie eine laufende Nase und Atembeschwerden beobachten. Drei der Katzen entwickelten schwere Symptome.
Bienzle plädiert dafür, dass Menschen mit COVID-19 möglichst Maßnahmen ergreifen sollten, um ihre Haustiere zu schützen. Sie sollten bei vermehrtem Kontakt möglichst eine Maske tragen und den Kontakt mit ihren Katzen und Hunden so weit wie möglich einschränken. „Wir sollten davon ausgehen, dass, wenn wir infiziert sind, unsere Haustiere sich bei uns anstecken können. Sie sollten dann wie jedes andere Haushaltsmitglied behandelt und auch geschützt werden.“
Auch Dr. Els Broens und Kollegen von der Universität Utrecht untersuchten Hunde und Katzen von Menschen, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren. Ein mobiles Tierarzt-Team besuchte die Besitzer, die in den letzten zwei bis 200 Tagen positiv getestet wurden und nahm oropharyngeale und rektale Abstriche sowie Blutproben von deren Katzen und Hunden.
Die Abstriche wurden für PCR-Tests verwendet, um aktuelle Infektionen anzuzeigen, die Blutproben wurden auf Antikörper getestet. Insgesamt untersuchten die Wissenschaftler Proben von 156 Hunden und 154 Katzen aus 196 Haushalten. Sechs Katzen und sieben Hunde (4,2 %) hatten positive PCR-Tests und 31 Katzen und 23 Hunde (17,4 %) wurden positiv auf Antikörper getestet.
Elf der 13 Besitzer, deren Haustiere positive PCR-Tests aufwiesen, erklärten sich damit einverstanden, dass die Tiere eine bis drei Wochen nach dem ersten Test einer zweiten Testrunde unterzogen wurden. Alle 11 Tiere wiesen nach entsprechendem zeitlichen Abstand Antikörper auf. Drei der Katzen hatten immer noch positive PCR-Tests und wurden ein drittes Mal getestet. Letztendlich konnten alle PCR-positiven Tiere die Infektion überwinden und waren schließlich PCR-negativ.
Um eine Übertragung des Virus unter den Haustieren auszuschließen, testeten die Wissenschaftler acht Katzen und Hunde, die im selben Haushalt wie die PCR-positiven Tiere lebten, in der zweiten Phase ebenfalls. Das Ergebnis: Keiner der Tests war positiv – woraus die Forscher schlussfolgerten, dass das Virus nicht unbedingt zwischen Haustieren mit engem Kontakt übertragen wird.
Auch die Autorin dieser Studie appelierte an die Tierhalter: „Wenn Sie COVID-19 haben, sollten Sie den Kontakt mit Ihrer Katze oder Ihrem Hund vermeiden, genauso wie Sie es mit anderen Menschen tun würden.“ Die Hauptsorge sei jedoch nicht die Gesundheit der Tiere – auch in dieser Untersuchung hatten sie keine oder nur leichte Symptome. Vielmehr geht es Broens um das potenzielle Risiko, dass Haustiere als Reservoir für das Virus fungieren und es wieder in die menschliche Bevölkerung einschleppen könnten.
„Glücklicherweise wurde bis heute keine Übertragung von Haustieren auf Menschen gemeldet. Daher scheint es trotz der recht hohen Prävalenz unter Haustieren aus COVID-19-positiven Haushalten unwahrscheinlich, dass Haustiere eine Rolle bei der Pandemie spielen.“
Bildquelle: Roberto Nickson, unsplash