Trotz sinkender Inzidenzen geben die SARS-CoV-2-Varianten Grund zur Sorge. Wie es mit dem Übertragungsrisiko in der Freizeit aussieht, zeigt eine britische Studie anhand der Alpha-Variante.
Bestimmte Orte und Situationen tragen ein größeres Risiko für eine gemeinschaftliche Übertragung von COVID-19 als andere. Die Identifizierung dieser umliegenden Gegebenheiten ist unerlässlich, um die Maßnahmen der Pandemiebekämpfung zielgerichtet zu lenken und eine sichere Wiederaufnahme der Gesellschaft zu ermöglichen. Die Ausbreitung der Alpha-Variante Anfang des Jahres bot dabei eine einzigartige Gelegenheit, das COVID-19-Übertragungsrisiko genau unter die Lupe zu nehmen.
Dazu leitete das britische Ministerium für Gesundheit eine Studie mit Fokus auf Gemeinschafseinrichtungen und sozialen Hot Spots in England.
Die Studie umfasste COVID-19-Fälle, die zwischen November 2020 und Januar 2021 über das engliche Tracking-System NHS Test and Trace zur Ermittlung von Kontaktpersonen gemeldet wurden. Somit wurden Personen erfasst, bei denen ein positives PCR-Testergebnis auf SARS-CoV-2 innerhalb dieses Zeitraums vorlag. Es wurde besonders auf Orte geachtet, die eine regionale Alpha-Prävalenz zwischen 20–80 % zeigten. Fallgruppen wurden ab > 2 infizierten Fällen generiert, wobei diese sich 3–7 Tage vor Diagnose zur gleichen Zeit am gleichen Ort aufhielten. Die genaue Ermittlung von Kontaktpersonen erfolgte dabei über Fragebögen.
Einige Studien konnten bereits darauf hinweisen, dass die Infektiosität der Alpha-Variante besonders hoch zu sein scheint. Um gezielt nach der Ausbreitung dieser Variante zu suchen, wurde die charakteristische Spike-Δ69/70-Deletion als Marker gesetzt. Der Nachweis der Mutante erfolgte über eine angepasste RT-PCR-Analyse. Bei der Analyse fehlt eine sonst typische Bande, weshalb man das Ergebnis des Tests auch als Spike Gene Target Failure (SGTF) bezeichnet.
Insgesamt wurden innerhalb der Studie 41.325 Fallgruppen mit SGTF-Daten ermittelt, die 115.410 Expositionsereignisse einschließen. Die Wahrscheinlichkeit einer Exposition war für einen Besuch von Freunden/Verwandten und in Kindergärten und Vorschulen mit am höchsten, wobei Odds Ratios von 35,6 und 29,9 ermittelt wurden. In Geschäften wurde mit einer Odds Ratio von 1,87 das niedrigste Expositionsrisiko erfasst.
Die Forscher konnten zeigen, dass das höchste beobachtete Übertragungsrisiko bei persönlichen Dienstleistungen (z. B. Friseursalons und Kosmetikstudios), beim Besuch von Freunden/Verwandten und in Kindergärten/Vorschulen auftrat. Wohingegen in den Bereichen der Gesundheits- und Sozialfürsorge sowie beim Einkaufen und im universitären Setting ein geringeres Übertragungsrisiko erfasst wurde.
Die Autoren vermuteten bereits, dass Übertragungsrisiken je nach Umgebung variieren. Aufgrund unterschiedlicher Verhaltens- oder Umweltfaktoren und fehlender Rückverfolgung war es jedoch bisher schwierig, ereignisspezifische Daten zu erfassen und Abschätzungen dieser Art aufzustellen. Laut der Autoren dienen diese Ergebnisse als bedeutender Schritt im Verständnis der alltagsbezogenen COVID-19-Übertragung.
Die britische Forschergruppe empfielt, basierend auf diesen Daten eine politische Richtschnur zu entwickeln, um so Maßnahmen bei der Bewertung und Verwaltung von COVID-19-Übertragungen im Alltag zu priorisieren.
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