Kürzlich wurden zwei neue Gene entdeckt, die etablierte Alzheimer-Biomarker im Nervenwasser beeinflussen.
Im Bereich der Alzheimer-Biomarkerforschung gibt es neue Erkenntnisse, die kürzlich im Fachmagazin Alzheimer’s & Dementia veröffentlicht wurden.
Für die EMIF-AD-Studie wurden die klinischen Daten und Bioproben von mehr als 1.000 Teilnehmern aus insgesamt 11 europäischen Studienzentren gesammelt. Kern der neuen Analysen waren Daten von Studienteilnehmern der „EMIF-AD Multimodal Biomarker Discovery“-Studie. Ziel war die Identifikation neuer Gene, die etablierte Alzheimer-Biomarker im Nervenwasser (Liquor) beeinflussen.
Hierzu wurden genomweite Daten bei ~700 EMIF-AD Studienteilnehmern mit verfügbaren Liquor-Biomarkern erhoben und detailliert untersucht. Speziell ging es mittels einer genomweiten Assoziationsstudie um die Fragestellung, welche Gene die Liquor-Konzentrationen der drei im Fokus stehenden Biomarker (Neurofilament light chain [Nfl], YKL-40 und Neu-rogranin [Ng]) determinieren.
Mittels genomweiter Assoziationsanalysen wurden die beiden Gene TMEM106B, und CPOX, die die Biomarker NfL bzw. YKL-40 beeinflussen, neu identifiziert und ein früherer Befund für das CHI3L1-Gen in Bezug auf YKL-40 bestätigt. Die EMIF-AD GWAS-Befunde wurden anhand einer zweiten, unabhängigen Stichprobe der Alzheimer's Disease Neu-roimaging Initiative“ (ADNI) Studie validiert.
Damit zeigte die Lübecker Studie erstmals genetische Zusammenhänge auf, die zu einem besseren Verständnis der Alzheimer-Biomarkerforschung führen können. „Insbesondere unser Befund einer genetischen Assoziation zwischen TMEM106B und Nfl-Spiegeln im Liquor der EMIF-AD-Studienteilnehmer war völlig unerwartet und wirft ein neues Licht auf die pathophysiologischen Zusammenhänge der Alzheimer-Krankheit“, sagt Prof. Lars Bertram, Letztautor der Studie.
„Nfl wurde vor kurzem als ein wichtiger prognostischer Marker im präklinischen Stadium der Alzheimer-Krankheit postuliert. Unklar war allerdings, ob es sich hierbei um Befunde handelt, die schon vor oder erst nach dem Einsetzen der ersten neurodegenerativen Veränderungen der Krankheit auftritt. Unsere neuen Ergebnisse deuten jetzt darauf hin, dass die beobachteten Änderungen der Nfl-Spiegel dem Krankheitsprozess vorausgehen,“ ergänzt Prof. Lars Bertram.
Dass die Assoziation mit dem „Transmembranprotein 106B“ (TMEM106B) beobachtet wurde, ist auch deshalb interessant, da diese vorher nicht mit dem Risiko der Alzheimer-Krankheit, sondern mit einer anderen Erkrankung in Verbindung gebracht wurde. „TMEM106B wurde bisher eher mit einer anderen Form der Demenz, der frontotemporalen Demenz, in Verbindung gebracht. Dass es jetzt auch im Kontext der Alzheimer-Krankheit eine Rolle zu spielen scheint, könnte auf eine bisher unbekannte pathophysiologische Verbindung zwischen den beiden Erkrankungen hindeuten“, sagt Dr. Christina Lill, Koautorin der Studie und LIGA-Mitarbeiterin.
Die Originalpublikation haben wir hier und im Text für euch verlinkt.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität zu Lübeck.
Bildquelle: Mind Health Organ Meditation Anatomy Human Brain, Max Pixels