Bisher waren Apotheken bei Medizinalhanf auf Importe angewiesen. Jetzt können sie die Substanz auch direkt in Deutschland beziehen – für nur 4,30 Euro pro Gramm. Experten rechnen am Markt mit Preisen im Sinkflug.
Seit gestern (07. Juli 2021) können Apotheken mit medizinischem Cannabis aus deutschem Anbau beliefert werden. Damit startet ein lang geplantes Vorhaben. Der Zeitplan für die erste heimische Cannabis-Ernte hatte sich zuvor immer wieder verschoben.
Die ersten Lieferungen kommen nun aus Neumünster, von der Plantage einer Tochter-Firma des kanadischen Herstellers Aphria, berichtet die PZ. Insgesamt drei Unternehmen in Deutschland sind mit dem Anbau der Pflanzen beauftragt. Überwacht und gesteuert wird der Prozess vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) – seit dem Jahr 2017 gibt es dort dafür eine eigens eingerichtete Cannabisagentur.
Apotheken können über das Portal der Cannabisagentur den Medizinalhanf in pharmazeutischer Arzneimittelqualität kaufen. Der Preis liegt bei 4,30 Euro pro Gramm. Damit würden lediglich die anfallenden Personal- und Sachkosten gedeckt, teilt das BfArM mit. Der Abgabepreis bewegt sich zwischen 8 und 9 Euro pro Gramm.
Dominik Ziegra vom Marktforschungsinstitut Insight Health erwartet, dass der niedrige Preis „einen gewissen Druck auf den Markt nach sich wird“, sagt er gegenüber der PZ. Er rechnet künftig mit Preissenkungen der Hersteller: „Andere Lieferanten dürften reagieren und ihre Preise ebenfalls senken“, so seine Vermutung.
Ziegra geht davon aus, dass sich mit den Lieferungen von deutschem Medizinalhanf die Versorgung der Patienten deutlich verbessern lässt. Die Nachfrage steigt seit Jahren immens: Allein im Jahr 2020 kosteten Cannabispräparate die Kassen rund 175 Millionen Euro. In den letzten vier Jahren ist die Zahl der damit behandelten Patienten von 1000 auf 90.000 angestiegen. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass die in Deutschland ausgeschriebene Menge von 2,6 Tonnen pro Jahr nicht ausreichen wird, um der Nachfrage gerecht zu werden. Daher ist es für Apotheken auch weiterhin möglich, Blüten über Importe beziehen.
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