Ein 31-jähriger Mann verspürt nach dem Spielen eines VR-Videospiels plötzlich Schmerzen im Bereich der unteren Halswirbelsäule. Das Ausmaß der Verletzung lässt die Ärzte staunen – doch wie kam es dazu?
Ein 31-jähriger Mann kommt mit Schmerzen im Bereich der unteren Halswirbelsäule ins Krankenhaus. Er gibt an, zuvor ein VR-Videospiel, bei dem man auf visuelle und musikalische Trigger Schulter-, Arm-, und Kopfbewegungen ausführen muss, gespielt zu haben. Dabei habe er nach einer schnellen Kopfbewegung plötzlich Schmerzen zwischen den Schulterblättern verspürt. Den exakten Bewegungsablauf kann er nicht mehr benennen, jedoch sei es nicht zum Sturz oder einem anderweitigen Trauma gekommen.
Ein neurologisches Defizit können die Ärzte bei der initialen Untersuchung nicht feststellen. Die medizinische Vorgeschichte des jungen Mannes ist ebenfalls unauffällig. Um die Ursache der plötzlichen Schmerzen genauer abzuklären, ordnen die Ärzte konventionelle Röntgenaufnahmen sowie eine CT der Halswirbelsäule an.
Bei den Aufnahmen staunen sie nicht schlecht, denn es zeigt sich ein überraschend großes Ausmaß der Verletzung: Eine dislozierte Fraktur des Processus spinosus des 7. Halswirbels. Zur umfassenden Abklärung dieser Verletzung lassen die Ärzte zusätzlich noch eine MRT anfertigen.
Diese zeigt weder ein Weichteilödem noch eine Spinalkanalstenose, auch das vordere und hintere Längsband sind intakt.
Doch den Ärzten kommt die Verletzung im Bezug zum Traumamechanismus immer noch unverhältnismäßig vor. Daher ordnen sie weitere Labortests an, um eine mögliche Osteoporose auszuschließen. Doch sowohl die Vitamin-D- als auch die PTH- und AP-Werte des jungen Mannes sind unauffällig. In der CT zeigt sich ebenfalls eine normale Knochendichte im verletzten 7. Halswirbel.
Der Patient wird von nun an konservativ behandelt – bestehend aus Schmerztherapie und Ruhigstellung der Halswirbelsäule. Im weiteren Verlauf gibt es zu keinem Zeitpunkt Anzeichen für ein neurologisches Defizit, sodass der Patient aus dem Krankenhaus entlassen werden kann. Nach 4 Wochen ist er schmerzfrei und nach 12 Wochen kann er bereits wieder Sport treiben. Die Autoren gehen davon aus, dass die schnellen Bewegungen in Kombination mit dem Gewicht der VR-Brille zu einer Stress- oder Avulsionsfraktur geführt hatten.
Text- und Bildquelle: Baur et al. / Journal of Medical Case Reports
Bildquelle: Barbara Zandoval, Unsplash