Seit etwa 6 Monaten leidet ein 27-Jähriger immer wieder an Bauchschmerzen. Plötzlich verschlimmern sich diese so sehr, dass er ein Krankenhaus aufsucht. Doch hier kann erst mit einiger Verzögerung eine Diagnose gestellt werden.
Ein 27-jähriger Kolumbianer stellt sich mit 38,9°C Fieber und progredient schlechter werdenden Bauchschmerzen im Krankenhaus vor. Die Schmerzen bestehen zwar bereits seit 6 Monaten, seien heute aber so schlimm, wie noch nie zuvor. Der Patient berichtet zudem über leichte Übelkeit, intermittierende nächtliche Schweißausbrüche, Gewichtsverlust und Fieber in den letzten Monaten. Abgesehen von einer Druckschmerzhaftigkeit im unteren rechten Abdomen können die Ärzte bei der körperlichen Untersuchung allerdings nichts Auffälliges feststellen.
Die Laborwerte zeigen erhöhte Entzündungsparameter bei einem CRP von 17 mg/dL und einer Leukozytenzahl von 13 g/L. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, führen die Ärzte zunächst eine Sonographie durch, und stellen einen Aszites fest. Daraufhin ordnen sie eine CT an, bei der sich einerseits eine pleurale Masse zeigt und andererseits nekrotische Lymphknoten im Abdomen, sowie eine Wandverdickung des Darms abzeichnen.
Wie hängen diese Befunde zusammen? Die Ärzte schöpfen einen ungewöhnlichen Verdacht und nehmen eine CT-gesteuerte Biopsie des pleuralen Tumors, um diesen zu bestätigen. Während sie auf den histopathologischen Befund warten, klagt der Patient über zunehmende Schmerzen und muss nun zusätzlich erbrechen. Daher ordnen die Ärzte erneut eine CT an, bei der sich jetzt ein Dünndarmileus zeigt.
Sofort bringen sie den Patienten in den OP, wo sie eine laparoskopische Ileostomie durchführen. Dabei entnehmen sie auch Biopsien aus dem Bauchraum. Die histologischen Untersuchungen beider Proben zeigen zwar eine granulomatöse Entzündung, jedoch ohne direkten mikroskopischen Nachweis von säurefesten Bazillen. Auch eine PCR kann keinen Nachweis des Mycobacterium tuberculosis, welches die Ärzte als Ursache vermuteten, liefern.
Nichtsdestotrotz beginnen sie intravenös eine medikamentöse Behandlung, bestehend aus Ethambutol, Levofloxacin, Rifampicin und Isoniazid. Und tatsächlich bestätigte sich ihre Vorahnung: 5 Wochen später zeigen die Blutkulturen der Pleurabiopsie und der intraabdominalen Lymphknoten ein Wachstum von M. tuberculosis.
Doch die große Erleichterung bleibt aus, denn der Patient entwickelt starke abdominelle Schmerzen im Bereich der Ileostomie, sowie hohe Entzündungsmarker. Eine CT-Untersuchung zeigte freie Luft in der Peritonealhöhle – ein Hinweis auf eine Darmperforation mit intraabdominalem Abszess. Daher führen die Ärzte erneut eine Laparotomie mit Dünndarmsegmentresektion und Anlage eines Split-Stomas durch. Dies kann zwei Monate später rückgängig gemacht werden. Nach 3 Monaten stationärer Behandlung kann der Patient schließlich in gutem Zustand entlassen werden. Die Tuberkulose-Behandlung wurde auf eine orale Therapie mit Isoniazid und Rifampicin umgestellt. Nach einer Gesamtdauer von 10 Monaten zeigen sich schließlich keine Hinweise auf eine persistierende Erkrankung mehr, woraufhin die medikamentöse Behandlung beendet werden kann.
Textquelle: © Sasse et al. / Journal of Medical Case Reports
Bildquelle: Renee Fisher, unsplash