Der Einsatz des JAK-Inhibitors Tofacitinib könnte die Überlebenschancen für hospitalisierte COVID-19-Patienten verbessern. Das zeigt zumindest eine Phase-II-Studie.
Auch wenn die Impfstoffentwicklung und -kampagne gegen COVID-19 rapide anwächst, sind dennoch viele Menschen einem erhöhten Risiko einer SARS-CoV-2 Infektion ausgesetzt und müssen behandelt werden. Die Infektion ist meist mit einer übermäßigen Immunantwort verbunden, die durch diverse Zytokine in einem als „Zytokinsturm“ bezeichneten Muster ausgelöst wird, so heißt es in einer kürzlich veröffentlichten Phase-II-Studie. Tofacitinib ist ein oral verabreichter selektiver Inhibitor der Januskinasen, der die zytokinvermittelte Immunantwort vermindert. Bei einem COVID-19-infizierten hospitalisierten Patienten kann dies eine entzündungsbedingte Lungenschädigungen lindern.
Bei der brasilianischen Studie, die im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, handelt es sich um eine multizentrische, randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte Studie, die 289 erwachsene Probanden umfasst. Bei der Publikation handelt es sich um eine Kollaboration zwischen Pfizer und der Academic Research Organization des Hospital Israelita Albert Einstein in Sao Paulo. Dabei wurden Wirksamkeit und Sicherheit von Tofacitinib bei hospitalisierten Patienten mit COVID-19 untersucht, die keine Beatmung erhielten.
Die Patienten bekamen zweimal täglich 10 mg Tofacitinib oder ein Placebo für 14 Tage oder bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus. Insgesamt erhielten 89,3 % der hospitalisierten Probanden zusätzlich Glukokortikoide als Standardtherapie. Je 20 Probanden aus jeder Gruppe erhielten eine antivirale Therapie mit Oseltamivir. Als primärer Endpunkt wurden respiratorisches Versagen und Tod innerhalb von 28 Tagen gesetzt.
In der Tofacitinib-Gruppe kam es bei 18,1 % zu einem dieser Ereignisse, wobei der Anteil in der Placebo-Gruppe bei 29,0 % lag. Die Sterberate lag bei 2,8 % und in der Placebo-Gruppe mit 5,5 % fast doppelt so hoch. Dabei zeigten sich keine signifikanten Unterschiede im Geschlecht, Alter oder einer anderen prädefinierten Subgruppe.
Unerwünschte Ereignisse wurden bei 26,1 % der Patienten beschrieben, die Tofacitinib erhielten und nur bei 22,5 % mit Placebo. Von schwerwiegenden Ereignissen wurde dabei in 20 Patienten (14,1 %) der Tofacitinib-Gruppe berichtet und von 17 (12,0 %) in der Placebo-Gruppe. Spezielles Interesse hatte dabei ein Betroffener in der Tofacitinib-Gruppe erweckt, bei dem schwere Venen-Thrombose, akuter Myokardinfarkt, ventrikuläre Tachykardie und Myokarditis auftraten. Bei jeweils einem Patienten in der Placebo-Gruppe traten hämorrhagischer Schlaganfall und kardiogener Schock auf. Schwere Infektionen waren mit 3,5 % in der Tofacitinb-Gruppe seltner als in der Placebo-Gruppe mit 4,2 %.
„Wir sind ermutigt durch die ersten Ergebnisse unserer randomisierten Studie mit Tofacitinib bei Patienten, die mit COVID-19-Pneumonie ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Diese Ergebnisse liefern neue Informationen, die darauf hindeuten, dass die Anwendung von Tofacitinib in Verbindung mit der Standardtherapie, die Glukokortikoide umfasst, das Risiko von Tod oder Atemversagen bei dieser Patientenpopulation weiter verringern kann“, sagte Dr. Otavio Berwanger, Direktor der Academic Research Organization, Hospital Israela Albert Einstein.
„Um die COVID-19-Pandemite wirksam zu bekämpfen, besteht weiterhin ein dringender Bedarf an mehreren therapeutischen Optionen zur Behandlung von Patienten, die sich mit dem Virus infiziert haben“, fügte Tamas Koncz, Chief Medical Officer bei Pfizer Inflammation & Immunolgie, hinzu.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Inhibition der Januskinasen eine weitere therapeutische Option für COVID-19-Patienten bietet. Baricitinib, welches denselben Wirkungsmechanismus wie Tofacitinib hat, konnte in einer ACTT-2-Studie bereits die Erholung von hospitalisierten COVID-19-Patienten beschleunigen. Jedoch müssen noch weitere Studien folgen. Die Probandengröße ist nicht aussagekräftig genug und die Untersuchungen begrenzten sich auf brasilianische Zentren. Schwerwiegende Nebenwirkungen müssten demnach noch weiter untersucht werden. Durch weitere unabhängige Studien könnte eine allgemeine Zulassung im Einsatz gegen SARS-CoV-2 gewährleistet werden.
Bildquelle: Susan Q Yin, unsplash