Das Gen „Disrupted-in-schizophrenia 1“ (DISC1) verringert den Informationsaustausch zwischen Nervenzellen. Die verminderte Interaktion kann ein Auslöser für psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Schizophrenie sein.
Gedanken und Gefühle basieren auf der Interaktion von spezifischen Nervenzellen innerhalb bestimmter Gehirnregionen. Ein neuronales Netzwerk wie das Gehirn sendet diese Signale zeitgleich von vielen Nervenzellen, was sich in Aktivitätsmustern widerspiegelt – den sogenannten Gehirnoszillationen. Forscher haben im Gehirn von Menschen mit Schizophrenie oder schwerer Depression beobachtet, dass die Schwingungen abgeschwächt sind. Frühere Untersuchungen zeigten, dass eine Mutation im Gen DISC1 verantwortlich sein könnte.
Eine mehrere Jahrzehnte andauernde Studie über eine schottische Familie zeigte, dass das verkürzte Gen DISC1 psychische Erkrankungen bei den Familienmitgliedern verursachte. Diese Mutation haben Forscher in Mäusen ausgelöst, um die Folgen des Gendefekts und die Ursachen der Erkrankungen an den Modelltieren zu untersuchen. Das Ergebnis bestätigt, dass die Mutation von DISC1 zu Veränderungen des Verhaltens führt, die einer depressiven Handlungsweise ähneln. Aufgezeichnete Gehirnaktivitäten der DISC1-Mäuse waren deutlich abgeschwächt.
Um den Auslöser für die gehemmten Gehirnoszillationen zu bestimmen, konzentrierten sich die Forscher auf den prälimbischen Cortex, der für Emotionen und motivationsangetriebene Verhalten verantwortlich ist. Die Modelltiere wiesen eine geringere Anzahl eines speziellen Typus hemmender Neurone auf, genannt „fast-spiking Interneurone“. Diese Nervenzellen verfügen zudem über eine geringere Anzahl von Verbindungen zu Zielzellen und zeigen Schwierigkeiten beim Empfangen und Versenden chemischer Transmitter. Dadurch wird ihre Kommunikation mit anderen Neuronen reduziert. Die Forscher gehen davon aus, dass dies einer der Gründe für die abgeschwächten Gehirnoszillationen ist. Da der prälimbische Cortex die Informationen verschiedener Gehirnareale integriert und motorisches Verhalten kontrolliert, gelte es nun, herauszufinden, wie diese Informationen die Aktivität des prälimbischen Cortex beeinflussen und somit zu depressivem Verhalten beitragen können. Die Forschungsergebnisse könnten als Grundlage für neue Medikamente und Therapiemöglichkeiten dienen. Originalpublikation: Impaired fast-spiking interneuron function in a genetic mouse model of depression Jonas-Frederic Sauer et al.; eLife, doi: 10.7554/eLife.04979; 2015