Neues aus der Infektiologie: Im Kampf gegen das Dengue-Virus konnten Bakterien zum Fortschritt verhelfen. Die Studienergebnisse zeigen eine effizientere Herangehensweise als eine Vakzine auf.
Adi Utarini hatte 1986 ihren ersten von zwei Dengue-Fieber-Ausbrüchen. Innerhalb weniger Stunden erreichte sie eine Temperatur von 40 °C und konnte nicht aufstehen, weil ihr Knie so stark zitterte. Innerhalb weniger Tage war sie im Krankenhaus. Diese Erfahrung ist in Utarinis Heimatstadt, Yogyakarta (Indonesien), üblich, da sie einer der höchsten Dengue-Raten des Landes und der Welt hat. „Wenn man hier Leute fragt, ob sie jemanden kennen, der an Dengue erkrankt ist, können sie immer jemanden nennen“, sagt Utarini, Professor für öffentliche Gesundheit an der Gadjah Mada University.
Dengue-Fieber wird durch ein Virus verursacht, das jedes Jahr schätzungsweise 390 Millionen Menschen infiziert und etwa 25.000 Menschen tötet. DIE WHO sieht in der Infektionskrankheit eine der 10 größten Bedrohungen für die globale Gesundheit. Die Verbreitung und Übertragung geschieht über die Mückenart Aedes aegypti.
Dengue ist aufgrund seiner vier Serotypen besonders herausfordernd. Menschen, die sich von einem Serotyp erholen, können immer noch von den anderen drei infiziert werden und entwickeln dabei eher schwere und potenziell tödliche Symptome. Daher erhöht der einzig existierende Impfstoff auch das Risiko für einen schweren bis tödlichen Verlauf beim Menschen, die noch nicht infiziert waren.
Utarini et al. haben sich darauf fokussiert, die Mücken mit dem Bakterium namens Wolbachia zu beladen, das verhindert, dass sie mit Dengue-Viren infiziert werden. Dabei breitet sich Wolbachia schnell aus, sodass diese über Trägermücken innerhalb weniger Monate auf heimische Insekten übertragen werden. Es ist, als hätte Utarinis Team einige Individuen gegen eine Krankheit geimpft und kurz darauf hatte die gesamte Bevölkerung eine Herdenimmunität, heißt es im Artikel zur Studie.
Utarinis Team setzte im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie Wolbachia-tragende Mücken in Teilen von Yogyakarta frei. Die Ergebnisse zeigten, dass sich Wolbachia schnell unter den lokalen Mücken ausbreitete und das Auftreten von Dengue-Fieber um 77 % reduzierte. „Das ist der Goldstandard für den Beweis, dass Wolbachia eine hochwirksame Intervention gegen Dengue ist“, sagt Oliver Brady, ein Dengue-Experte an der London School of Hygiene and Tropical Medicine „Es hat das Potenzial, die Mückenbekämpfung zu revolutionieren.“
Jedoch ist der Einsatz der Wolbachia-Methode limitiert: Das Bakterium braucht Monate, um sich zu etablieren, daher kann es nicht direkt zur Eindämmung eines Ausbruchs eingesetzt werden. Die Methode funktioniert nur, wenn Wolbachia eine Prävalenz von mindestens 80 % erreicht, was viel Arbeit und starke Unterstützung durch die Gemeinschaft erfordert. Auch mögliche Resistenzentwicklungen der Dengue-Viren sind zu beachten. Trotzdem scheint das Bakterium die Infektion auf verschiedene Weisen zu blockieren und eine Infektion der Betroffenen in den Gebieten zu verhindern.
Die Studie zur Wolbachia-Methode findet ihr im Text und hier.
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