Gestern war es so weit: Der digitale Impfnachweis startete in den Apotheken. Ich habe Böses geahnt – aber nur teilweise Recht behalten.
Wir hatten uns auf das Schlimmste eingestellt: Hundertschaften fordernder Kunden, die sich morgens früh bereits um die besten Plätze in den Warteschlangen prügeln, während der Server ständig down ist und wir uns vor Verzweiflung büschelweise die Haare ausreißen. Es kam jedoch deutlich besser.
Zugegeben – in der Früh sah es ganz danach aus, als sollten die Unkenrufer Recht behalten. Um uns im Apothekenportal anzumelden, mussten wir das Passwort ändern. Und zwar auf eines mit mindestens 15 Buchstaben, Groß- und Kleinschreibung sowie Sonderzeichen, doch die Seite wollte sich einfach nicht öffnen lassen. Sie blieb auch bis ca. 9 Uhr überlastet und wir mussten die ersten Kunden unverrichteter Dinge ziehen lassen, bis es reibungslos funktionierte. Danach lief es aber wie am Schnürchen.
Gegen Nachmittag kam der Server wieder ins Stocken und wir wurden von Blackscreens und Fehlermeldungen heimgesucht, während immer mehr Menschen ihr Zertifikat abholen wollten. Rush Hour nach der Arbeit. Hinten klingelte das Telefon ständig, während niemand es abheben konnte, Onlinebestellungen gingen ein und keiner konnte sich darum kümmern. Input-Overflow. Gab man das Geburtsdatum des Kunden ein, verschwanden mitunter Namensteile, gab man das Impfdatum ein, verschwand das Geburtsjahr. Wir mussten aufpassen wie die Luchse.
Zum guten Glück dauerte diese Phase nur etwa 30–40 Minuten. Danach lief alles wieder fast so fix wie am Morgen.
Mir tat zuhause alles weh vom dauernden Stehen. Manchmal fühle ich mich seit der Maskenausgabezeit wahlweise wie eine Verwaltungsfachangestellte oder eine Mitarbeiterin bei der Materialausgabe der Bundeswehr. Aber das gehört jetzt wohl einfach dazu.
Schön war der Zuspruch aus der Bevölkerung, der Dank für unsere Arbeit. Ich hoffe, das bleibt noch eine kleine Weile im kollektiven Gedächtnis der Leute hängen.
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