Eine HIV-positive Frau erkrankte an COVID-19 und war 7 Monate lang mit dem Coronavirus infiziert. Wie ein Case Report jetzt zeigt, mutierte das Virus dabei ganze 32 Mal.
In dem Bericht beschreiben die Autoren den Fall einer 36-jährigen HIV-positiven Frau aus Südafrika, die bereits seit 2006 eine antiretrovirale Therapie erhält. Im September 2020 wird sie mit Husten und Dyspnoe in eine Klinik eingeliefert, wo die Ärzte per PCR-Test eine SARS-CoV-2-Infektion feststellen. Sie erhält Sauerstoff und Dexamethason und wird neun Tage später wieder entlassen. Danach ist sie zunächst symptomlos, klagt rund 2 Monate später über ein Engegefühl in der Brust. Außerdem weist sie zwischenzeitlich niedrige Sauerstoffwerte auf, ansonsten ist sie ansymptomatisch.
Über einen Zeitraum von 233 Tagen wird bei ihr insgesamt neunmal ein PCR-Test durchgeführt. Er ist stets positiv mit schwankenden CT-Werten zwischen 16,4 und 31,6., was darauf hindeutet, dass sie über die ganzen 7 Monate hinweg große Mengen Virus ausschied.
Anschließende Genomanalysen zeigen, dass das Virus in dieser Zeit 32 Mal mutierte, davon 13 im Spike-Protein. Die Frau hatte sich mit der Linie B.1.1.273 infiziert, die in Südafrika erstmals beschrieben wurde.
Bereits nach 6 Tagen taucht unter anderem die E484K-Mutation auf. Nach 2 Monaten verändert sich die Viruspopulation dann signifikant, so die Autoren: Dann weisen die Forscher erstmals die K417T- und F490S-Mutation in der Rezeptorbindenen Domäne (RBD) auf, gefolgt von den Mutationen L455F und F456L, die nach rund 3,5 Monaten entstanden sind. Nach 6 Monaten taucht erstmals unter anderem die N501Y-Mutation auf.
Das Besondere an diesem Fall ist laut der Autoren, dass die Mutationen nicht wie in anderen Fällen duch die Gabe von Rekonvaleszentenseren getriggert wurde, sondern durch die Immunschwäche der Patientin, die auf ihre HIV-Infektion zurückzuführen ist. Die Viruspersistenz wurde auch schon bei anderen immunsupprimierten Patienten beobachtet. Das Auftauchen der Mutationen E484K, K417T und N501Y könnte den Autoren zufolge ein Hinweis dafür sein, dass die südafrikanische Variante B.1.351 (Beta) ebenfalls in einem einzigen Wirt entstanden ist. Beta weist alle drei Mutationen auf. Ob die Frau andere Personen infiziert hat, geht aus dem Bericht nicht hervor.
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