Forscher der Uniklinik München haben eine neue Methode zur Behandung von Pankreaskarzinomen entwickelt. Dabei setzen sie auf weniger Nebenwirkungen und die einfach Anpassung eines Therapeutikums.
Das duktale Adenokarzinom der Bauchspeicheldrüse ist bis heute mit einer sehr schlechten Prognose assoziiert: Die Überlebensrate liegt gerade mal bei 10 %. Herkömmliche Chemotherapeutika können die Tumorzellen häufig nicht effizient erreichen, da Tumoren dieser Art nicht nur schnell wachsen, sondern auch krankhaftes Bindegwebe ausbilden. Der Einsatz von hochdosierten Chemotherapeutika bringt dabei eine Reihe von therapielimitierenden systemischen Nebenwirkungen mit sich.
Wissenschaftler der LMU München haben nun ein System entwickelt, welches die Barriere des Bindegewebes überwindet und Chemotherapeutika gezielter an die Tumorzellen bringt. Gleichzeitig sollte die benötigte Dosis der Therapeutika gesenkt werden, um Nebenwirkungen zu reduzieren. Hierfür wurde der Ansatz des targeted drug delivery verwendet.
Dabei wird ein herkömmliches Chemotherapeutikum an RNA-Moleküle (Aptamere) gekoppelt. Die dreidimensionalen Struktur der Aptamere hat den Vorteil, dass diese spezifische Oberflächenmarker von Tumorzellen – wie etwa den EGF-Rezeptor – erkennen und gesundes Gewebe verschonen.
In verschiedenen Tiermodellen zeigte die neue Behandlungsmethode einen enormen Vorteil gegenüber herkömmlichen Chemotherapien. „Die Aptamere konnten im Vergleich zur systemischen Therapie, das Tumorwachstum und das Tumorvolumen signifikant reduzieren, die Überlebenszeit der Tumormäuse verlängern und sogar die Metastasierungsrate senken. Gleichzeitig traten wesentlich weniger therapieassoziierte Nebenwirkungen auf“, fasst Studienleiterin Prof. Julia Mayerle die Ergebnisse zusammen.
RNA-Aptamere haben sehr viele vorteilhafte Eigenschaften: Sie können in jedem Labor synthetisiert werden, sind wesentlich kleiner als Antikörper, nicht immunogen und vor allem chemisch einfach modifizierbar.
Die Aptamere können außerdem mit dem Chemotherapeutikum 5-Fluorouracil (5FU) kombiniert werden, indem 5FU-Moleküle anstelle von jedem Uracil in das RNA-Rückgrat eingebaut werden. 5FU ist als Teil des FOLFIRINOX-Regimes wichtiger Bestandteil der Leitlinien-Therapie des Pankreaskarzinoms. In Zukunft soll der zielgerichteten Therapieansatz in ein klinisches Setting zu überführt werden, sodass in Zukunft weitere Therapieoptionen geprüft werden können.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Klinikums der Universität München. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: National Cancer Institute, unsplash.