Der Schwangerschaftstest war positiv, sagt die Patientin. Und bei ihrer Schwester war er das auch – ebenfalls bei ihrer Mutter. Also alle drei auf einmal schwanger? Ich verrate schon mal so viel: Nein.
Samstag, KV-Praxis. Ein sehr nettes junges Paar stellte sich vor. Sie, offensichtlich nicht gut beieinander. 17 Jahre, fast 18. Er etwas älter. Ihr Freund. Seit gestern habe sie Übelkeit und Erbrechen und auch Bauchschmerzen. Überall. Sonst nichts. Zudem auch leichter Schwindel.
Bei der körperlichen Untersuchung zeigten sich diffuse Abdominalbeschwerden. Es stellte sich im Rahmen der Anamnese die Frage nach einer möglichen Schwangerschaft. Nun ja, das sei durchaus möglich, so das Paar. Sie hätten gestern mehrere Schwangerschaftstests gemacht.
Diese waren offensichtlich alle positiv. Jedoch hatten sie ein wenig Zweifel: Zur Sicherheit ließ sie auch ihre Schwester und ihre Mutter einen Test machen. Auch diese waren positiv. Nun habe ihre Schwester keinen Freund und sei noch Jungfrau. Und die Mutter sei nicht schwanger. Der männliche Begleiter sagte aber, er wisse, dass eine Schwangerschaft Übelkeit und Erbrechen mache. Er wolle wissen, ob jetzt ein Baby komme oder nicht. Die Ultraschalluntersuchung zeigte keine Auffälligkeiten und kein Kind. Zur Sicherheit wurde die Patientin an die Notaufnahme verwiesen.
Nun ist es für diese Geschichte nicht unwesentlich, zu wissen, dass es sich bei den beiden um ein Paar arabischer Herkunft handelte. Ob es sich vielleicht um eine Sprachbarriere handelte? Unser Team hakte noch einmal nach.
Etwa 30 Minuten später rief mich die Schwester an und klärte alles auf: Sie hätten mit der Patientin zusammen auf der Homepage des Supermarktes das Produkt gegoogelt, das sie zum Testen gekauft hatten und auf welches auch ihre Schwester und Mutter uriniert hatten. Es handelte sich um Ovulationstests. Eine fruchtbare Familie.
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