Wie viel Power hat der mRNA-Impfstoff von Biontech gegen die gefürchtete Delta-Variante? Neue Daten zeigen: Das Vakzin weiß sich zu wehren.
Seit der 2019 entstandenen COVID-19-Pandemie haben sich neue Virusvarianten zu dem ursprünglichen SARS-CoV-2 entwickelt. Dabei zeigte die Delta-Variante in letzter Zeit eine außerordentliche Medienpräsenz. Zumal nicht viel zur Wirksamkeit der Vakzine gegen das Virus gesagt werden konnte. Nun gibt es erste real-life Daten und Laborergebnisse zum Biontech/Pfizer-Impfstoff und der Mutante.
Obwohl der Impfstoff BNT162b2 auf dem wildtypischen Isolat des SARS-CoV-2 basiert, zeigt es bereits Wirkung gegen die Mutanten Alpha, Beta und Gamma. Da die Variante B.1.617.2 (Delta) Indien dieses Jahr mit einem schweren Schlag traf und sich zunehmend auch in Großbritannien verbreitet, ist es nicht abwegig, dass die Mutante auch hierzulande immer präsenter werden könnte – auch wenn die Datenlage zurzeit noch anders aussieht. Laut RKI, zeichnet sich die Mutation mit einer reduzierten Wirksamkeit der Immunantwort und einer erhöhten Übertragbarkeit aus. Die Fachzeitschrift Nature veröffentlichte jetzt eine Studie, die sich mit der Wirksamkeit des Impfstoffes gegen die Delta-Linie befasst.
Um die Neutralisationsanfälligkeit verschiedener Varianten zu vergleichen, führten die Forscher einen Neutralisationstest (PRNT50) durch. Dazu wurden Seren von 20 Probanden verwendet, die zuvor mithilfe des Biontech-Impfstoffes immunisiert wurden. Die Serumproben wurden dazu 2 oder 4 Wochen nach zwei Immunisierungen mit 30 µg BNT162b2 im Abstand von drei Wochen entnommen. Jedes Serum wurde dazu im PRNT50 gegen den Wildtyp und die mutierten Viren getestet. Dabei neutralisierten alle Seren den Wildtyp. Die mutierten Varianten wurden mit einem Titer von 1:40 oder höher neutralisiert. Mit Ausnahme der Variante B.1.617.1 war die Neutralisation in allen Viren nur mäßig reduziert. Obwohl die Neutralisation von B.1.617.1 stärker reduziert war, neutralisierten BNT162b2-Immunseren dennoch das Virus effizient.
Auch wenn die Probandenzahl recht gering ist, sind solche Befunde dennoch für die Orientierung der Politik und für die Entwicklung von Gegenmaßnahmen von Bedeutung, so die Autoren. Die Ergebnisse zeigen auch, dass von den vier getesteten Varianten, die erstmals in Indien entdeckt wurden, lediglich B.1.617.1 am wenigsten neutralisiert wurde. Die Autoren vermuten eine L452R- und E484Q-Substitution an der Rezeptorbindungsstelle als Grund dafür. Dennoch wurden alle getesteten Varianten bei Titern von über 40 neutralisiert.
Die Aussagekraft der Studie ist dennoch durch die angewandte Methodik limitiert: Weitere Parameter wie die Spike-spezifische CD4+ und CD8+ T-Zellen und nicht-neutralisierende antikörperabhängige Zytotoxizität werden ebenfalls von einer Immunisierung mithilfe des Biontech-Impfstoffes beeinflusst. Außerdem untersuchten die Forscher lediglich die Wirkung von Mutationen in den Spike-Glykoproteinen. Mutationen außerhalb des Spike-Gens könnten auch die Virusreplikation und die Immunantwort des Wirts beeinflussen. Ein Neutralisationstest allein reicht somit nicht aus, um genaues zur realen Impfstoffwirksamkeit gegen die Varianten zu sagen. Sie dienen aber als starker Hinweis auf eine tatsächliche Effizienz.
Zudem wurde in der Studie nichts zum Verlust der Imstopffwirksamkeit gegen einen symptomatischen Verlauf einer COVID-19-Infektion gezeigt. Eine weitere Studie hat jedoch in einem Test-Negativ-Fall-Kontroll-Design eine Effektivität des BNT162b2 gegen die Delta-Variante gezeigt. Im Vergleich zu Alpha (B.1.1.7) konnte eine Reduktion der Impfstoffwirksamkeit von 93,4 % auf 87,9 % nachgewiesen werden. Dabei wurde die Wirksamkeit der Impfung gegen symptomatische Erkrankungen mit beiden Varianten überprüft. Solche Ergebnisse bestärken zusätzlich den Hinweis einer Effizienz der Biontech/Pfizer-Vakzine gegen die Mutante und geben einen positiven Ausblick auf die derzeitige Situation.
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