Seit zwei Monaten geben wir in unserer Schweizer Apotheke Selbsttests ab. Wir haben 10 Dinge daraus gelernt – einige davon sind recht skurril.
Keine Frage, man lernt nie aus. Was das Thema Selbsttests angeht, habe ich jetzt mehr Know-how als vor der Pandemie. Das gilt auch für unsere Kundschaft – zumindest für die meisten. Hier also 10 Punkte, die wir auf dem Schirm haben, seit wir Selbsttests abgeben:
Die Packungsbeilage erklärt wirklich gut, wie man den Selbsttest macht. Trotzdem haben wir Rückfragen wie „Da ist so ein Beutel mit Pulver drin. Was mache ich damit?“ – Das ist das Trocknungsmittel. In der Beschreibung steht, dass man das wegwirft. Bitte streuen Sie es nicht über die Testkassette oder gar in das Röhrchen mit dem Puffer. Das saugt nämlich den Puffer auf.
Das Resultat des Selbsttests soll man nach 15 Minuten ablesen. Und dann nur bis etwa 30 Minuten, nachdem man ihn gemacht hat. Es kann nämlich sein, dass bei langem Stehen der Test 2 Striche anzeigt (also scheinbar positiv wird). Das hat sogar unsere Mitarbeiterin, die das gemacht hat, erschreckt.
Wenn man die Tests bei Temperaturen über 25 Grad lagert, kann es sein, dass sie kaputtgehen. Ja – im Auto zum Beispiel, auch wenn es noch nicht so heiß ist.
Für die Krankenkassen bedeutet „einmal im Monat“: „im Abstand von mindestens 30 Tagen“. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich in den letzten 2 Monaten das (oder ähnliches) gesagt habe. Besonders Anfang Mai (da war jeder, der die Tests schon mal hatte zu früh) aber auch jetzt noch. Ich sage das jedem einzelnen. Und auch, was passiert, wenn sie trotzdem zu früh sind: Die Krankenkasse bezahlt das (nur) alle 30 Tage. Ansonsten stellt sie eine Rechnung. An den Kunden … wobei das inzwischen angepasst wurde. Jetzt differenziert die Krankenkasse: Wenn der Kunde das bei verschiedenen Apotheken bezogen hat (zu früh), geht die Rechnung an den Kunden. Wenn er es bei der selben Apotheke gemacht hat (und die hat es nicht bemerkt) dann zahlt die Apotheke die Tests …
Manche Apotheken scheinen das tatsächlich als „Geschäftsmodell“ entdeckt zu haben und bieten „Schnelltest-Abos“ an. Das bedeutet, dass die Patienten automatisch alle 30 Tage 5 Schnelltests bekommen (zugeschickt). Ich bin da ziemlich kritisch. Zum einen der Postversand (wie warm wird das im Briefkasten/Postauto jetzt?), zum anderen gibt es sicher Leute, die die 5 Tests pro Monat ausnutzen, aber bei anderen sammelt sich das dann einfach an (da ja gratis) und wird dann in 2 Jahren oder so entsorgt?
Dagegen gibt es immer noch Leute, die nicht wissen, dass es die Selbsttests in der Apotheke (gratis für sie) gibt, andere wissen nichts damit anzufangen (wann/warum soll ich mich überhaupt testen?) und bei manchen, die das wissen, fehlt die Konsequenz, mit dem Ergebnis etwas anzufangen.
Ein positiver Selbststest sollte immer zur Reaktion haben: Selbst-Quarantäne und Anmeldung für einen PCR-Test. Er sollte auf gar keinen Fall interpretiert werden als „könnte ja falsch-positiv sein, das gibt's“ und „ich gehe jetzt trotzdem raus und ignoriere das Ergebnis, weil ich das jetzt grad nicht brauchen kann.“
Auch hier mussten wir tatsächlich schon Aufklärungsarbeit leisten.
Selbsttests sind keine Schnelltests, die man zum Beispiel für Reisen/Grenzübertritte etc. braucht. Außerdem ist es nicht ganz einfach, herauszufinden, welches Land jetzt welche Bestimmung hat. Am besten hilft da eine Internetrecherche, das Reisebüro oder die Botschaft.
Selbsttests (und Schnelltests) sind keine Schutzmaßnahmen für sich selber, sondern für andere (ähnlich wie die Masken). Auch hier gilt halt „there's no glory in prevention.“ Leider. Und die Gültigkeit ist grad mal 24 Stunden.
Inzwischen kann man Selbsttests auch selber kaufen, falls man mehr braucht. In der Schweiz auch nur in der Apotheke. Außer dem Test von Roche wurde noch ein zweiter zugelassen. Die Qualität sollte vergleichbar gut sein bei denen. Ich erwähne das, weil ich schon häufiger aus D oder Ö gelesen habe, dass da auch Selbststest im Umlauf sind, die häufiger falsch positiv angeben … dafür kann man die dort auch im Supermarkt günstig kaufen.
Bildquelle: Mike Flamenco, Unsplash