Wissenschaftler haben die Effekte der Darmkrebsvorsorge in den europäischen Ländern verglichen. Das Fazit ist eindeutig.
2020 war Darmkrebs die führende Krebstodesursache in Europa. Doch nicht jedes Land bietet Programme zur Darmkrebsvorsorge an. WissenschaftlerInnen konnten nun darlegen, dass in europäischen Ländern, die bereits früh ein umfassendes Vorsorgeprogramm eingeführt hatten, die altersstandardisierte Darmkrebs-Inzidenz erheblich sank. Wo keine Vorsorgeprogramme angeboten wurden, stieg sie hingegen.
Wie sich die Neuerkrankungs- und Sterberaten in den einzelnen Ländern in Abhängigkeit von den jeweiligen Screening-Angeboten entwickelt haben, wurde auf der Basis der Daten von 3,1 Millionen Patienten aus 21 europäischen Ländern ermittelt.
• In allen Ländern, die bereits früh ein Vorsorgeprogramm mit Stuhltests und Darmspiegelung eingeführt hatten, darunter Deutschland, sank die altersstandardisierte Darmkrebs-Inzidenz erheblich.
• In Ländern mit einladungsbasierten Vorsorgeprogramme zum immunologischen Stuhltest wurden hohe Teilnahmeraten erzielt. Dabei stieg die Inzidenz zunächst leicht an, sank in den darauffolgenden Jahren aber. Bereits bestehende, aber klinisch noch nicht diagnostizierte Karzinome wurden früher erkannt, was die Heilungschancen erheblich verbesserte.
• In Ländern, die keine bevölkerungsweiten Programme zur Darmkrebsvorsorge anboten, etwa Bulgarien, Estland, Norwegen, stieg die Inzidenz um bis zu 1,9 Prozentpunkte.
• Der Rückgang der Inzidenz fiel für Tumoren im unteren Bereich des Dickdarms insgesamt deutlicher aus – wahrscheinlich, weil dessen Vorstufen schlechter zu erkennen sind und häufiger zu bösartigen Tumoren entarten.
• Auch die Darmkrebssterblichkeit sank am deutlichsten in Ländern, die bereits frühzeitig Screeningprogramme eingeführt hatten, darunter Deutschland (Männer: -2,6; Frauen: -3,1 Prozentpunkte pro Jahr).
„Insgesamt gilt [...] in allen Ländern: Je höher die Teilnahmeraten an den Screeningprogrammen, desto deutlicher sinken Inzidenz und Sterblichkeit”, sagt Studienleiter Hermann Brenner. „In Deutschland haben wir hervorragende Vorsorgeangebote, die bei besserer Nutzung aber noch viel stärkere Effekte haben könnten. Ziel sollte eine Halbierung der Erkrankungs- und Sterbefälle innerhalb der nächsten zehn Jahre sein. Wir sollten daher alles daransetzen, dies mit verbesserten Einladungsverfahren zu erreichen”, so Brenner.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums. Zur Originalpublikation gelangt ihr hier.
Bildquelle: Christian Lue, unsplash.