Wie viel höher ist für Parkinsonpatienten das Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken? Das zeigt eine aktuelle Studie am konkreten Vergleich mit gesunden Menschen.
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Universität Bochum haben Daten zu Parkinson-Behandlungen aus mehr als 1.000 Krankenhäusern analysiert, um zu ermitteln, ob Parkinsonpatienten häufiger einen schweren COVID-Verlauf entwickeln. Dabei kamen sie zu folgendem Ergebnis: Im Vergleich zu Menschen ohne Parkinson zeigten Parkinson-Betroffene, die wegen COVID-19 stationär versorgt wurden, häufiger schwere Krankheitsverläufe. Auch die Sterblichkeit der Betroffenen im Krankenhaus war mit Parkinson erhöht.
Ein Grund dafür könnte sein, dass Patientinnen und Patienten mit Parkinson häufig auch viele Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf aufweisen.
Ein Vergleich zwischen der Zeit der ersten Welle (Januar bis Mai 2020) mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahrs zeigte, dass Krankenhausbehandlungen aufgrund einer Parkinson-Erkrankung 2020 um fast ein Drittel zurückgegangen waren.
Auf dem Höhepunkt der Welle sanken die Fallzahlen sogar um gut 70 Prozent. Grund dafür war zum einen die Sorge, sich im Krankenhaus mit SARS-CoV-2 anzustecken. Zum anderen wurden zur Sicherstellung von Intensivkapazitäten sehr viele Behandlungen, die keine Notfälle waren, zurückgestellt.
Die Analyse zeigte außerdem, dass COVID-19 bei stationär versorgten Personen mit Parkinson häufiger war als bei jenen ohne Parkinson, vor allem bei Menschen in fortgeschrittenem Alter ab 65 Jahre oder mit besonders hohem Parkinson-Schweregrad. Außerdem bestätigte sich, dass Parkinson-Betroffene mit COVID-19 häufiger von den bekannten Risikofaktoren wie eine koronarer Herzkrankheit, Bluthochdruck oder Nierenerkrankungenbetroffen waren.
„Parkinsonpatienten sind durch die Gebrechlichkeit, die mit dem Alter und fortgeschrittenen Krankheitsstadien zunimmt, möglicherweise einem besonderen Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf ausgesetzt", erklärt Lars Tönges, Studienleiter. „Die Lungenfunktion kann durch häufige Begleiterkrankungen und eine Parkinson-assoziierte Atemmuskelschwäche beeinträchtigt sein. Außerdem machen Schluckstörungen anfälliger für Lungenentzündungen.“
In der landesweiten Querschnittstudie war die Krankenhaussterblichkeit von COVID-19-Patientinnen und -Patienten mit Parkinson höher als bei denen ohne Parkinson, vor allem bei jenen zwischen 75 und 79 Jahren.
Die mit COVID-19 verstorbenen Parkinson-Erkrankten litten häufiger an einer chronischen Nierenerkrankung und wiesen im Vergleich zu den Überlebenden häufiger ein fortgeschrittenes Krankheitsstadium auf. „Bemerkenswerterweise starben 2020 mehr Parkinson-Patienten in Krankenhäusern als 2019, was auch an den COVID-19-Erkrankungen liegen kann“, fasst Tönges zusammen.
„Die Studie verdeutlicht, dass trotz der aktuellen Pandemie eine optimale Behandlung von Parkinson-Patienten gewährleistet werden muss“, so das Autorenteam.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum. Die Originalpublikation findet ihr im Text und hier.
Bildquelle: Mick Haupt, Unsplash