Je früher der erste Zahnarztbesuch bei Kindern, desto niedriger ist das Kariesrisiko für die Milchzähne – wie ein Präventionsprogramm zeigen konnte. Teilnehmende Kinder erkrankten seltener an frühkindlicher Karies, von der bis zu 20 Prozent der unter Dreijährigen betroffen sind.
Vielen Eltern ist nicht bewusst, dass Kleinkinder bereits vor dem dritten Lebensjahr das erste Mal zum Zahnarzt gehen sollten. So haben bereits bis zu 20 Prozent der unter Dreijährigen Karies. Die frühkindliche Karies, Mediziner sprechen von Early Childhood Caries (ECC), dürfe nicht unterschätzt werden. Milchzähne, die gerade durchgebrochen sind, werden von dieser Karies befallen. Im schlimmsten Fall kann dadurch in kurzer Zeit das gesamte Gebiss zerstört werden. Um der frühkindlichen Karies vorzubeugen, wurde 2009 das Präventionsprogramm „Vorsorge vor der Sorge“ von Zahnmedizinern der Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde am Universitätsklinikum Jena (UKJ) initiiert, unterstützt durch den Erstbesuchsdienst der Stadt Jena.
Vier Jahre nach dem Start des Präventionsprogramms wurde der Einfluss des Projektes auf die Mundgesundheit der teilnehmenden heute drei- bis vierjährigen Kinder analysiert. „Wir haben gezeigt, dass eine frühzeitige Aufklärung und Sensibilisierung der Eltern für eine optimale Pflege der Milchzähne und für den Zahnarztbesuch im ersten Lebensjahr der Kinder sorgen kann“, erklärt Prof. Roswitha Heinrich-Weltzien, kommissarische Leiterin der Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Dr. Yvonne Wagner, Projektleiterin und Zahnärztin der Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde am UKJ, appelliert an alle Eltern, ausgehend vom Erfolg des Präventionsprogramms bereits im ersten Lebensjahr ihren Nachwuchs beim Zahnarzt vorzustellen und die Milchzähne ab dem Zahndurchbruch zu pflegen. „Die Studie zeigt, dass bei einem erhöhten Kariesrisiko bis zu vier Zahnarztbesuche notwendig sein können, um den Kariesbefall der Milchzähne zu verhindern“, so Wagner.
Neben den kurzfristigen Erfolgen des Präventionsprogramms interessieren die Zahnärzte am UKJ vor allem dessen langfristige Auswirkungen. Deshalb werden 2016 alle teilnehmenden und auch die nichtteilnehmenden Familien erneut zu einer zahnärztlichen Untersuchung der Kinder in die Poliklinik eingeladen. „Mit dieser erneuten Untersuchung der Kinder können wir dann erkennen, welchen Einfluss die frühzeitigen präventiven Maßnahmen auf die Kariesentwicklung beim Wechselgebiss besitzen“, erklärt Wagner. Originalpublikation: Pediatricians’ oral health recommendations for 0- to 3-year-old children: results of a survey in Thuringia, Germany Yvonne Wagner et al.; Oral Health, doi:10.1186/1472-6831-14-44; 2015