Nach Biontech liefert jetzt auch Moderna Daten zur Corona-Impfung von Kindern und Jugendlichen. Doch ob es hierzulande die Impf-Empfehlung geben wird, bleibt unklar.
Für den Einsatz des mRNA-Impfstoffs Comirnaty® bei Jugendlichen hat der Hersteller Biontech bereits die Zulassung bei der EMA beantragt. Die Entscheidung beruhte auf den Ergebnissen einer Phase-III-Studie aus den USA mit knapp 2.000 Jugendlichen im Alter von 12 bis 15 Jahren. Hier zeigte sich eine gute Verträglichkeit und hohe Wirksamkeit (wir berichteten).
Jetzt legt auch Hersteller Moderna nach. In einer Pressemitteilung gab das Unternehmen die Ergebnisse einer Phase-II-/III-Studie mit knapp 3.700 Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren bekannt. Demnach seien nach der zweiten Dosis des Impfstoffs mRNA-1273 keine COVID-19-Erkrankungen aufgetreten. In einer erweiterten Analyse, die milde Erkrankungen einschloss, betrug die Impfstoffwirksamkeit 14 Tage nach der ersten Dosis 93 %. Die Impfungen wurden im Allgemeinen gut vertragen.
Mit diesen vielversprechenden Ergebnissen, die Vorraussetzung für eine Zulassung in der Altersgruppe sind, dürfte einer Impfung von Jugendlichen eigentlich nichts im Wege stehen. Gesundheitsminister Spahn hatte Corona-Impfungen für Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren in allen Bundesländern bis Ende August sogar schon in den Raum gestellt.
Doch ob es dazu kommt, ist unklar. Erst gestern hatte STIKO-Chef Thomas Mertens gegenüber dem Deutschlandfunk die Erwartung gedämpft. Er könne nicht ausschließen, dass die STIKO die Corona-Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche verweigere. Noch sei die Datenlage unbefriedigend, denn man wisse nach wie vor nicht, wie gefährdet Kinder bei einer SARS-CoV-2-Infektion sind. „Wenn sich daraus eine gesundheitliche Gefährdung ergibt, die eine Impfung begründet, dann ist das natürlich eine, wie man in der Medizin sagt, Indikation zur Impfung“, erklärt Mertens. „Aber die Öffnung der Schulen alleine ist keine wirklich gute Begründung, um jetzt alle Kinder zu impfen.“
Auch andere Ärzte sehen die Corona-Impfung von Kindern und Jugendlichen kritisch. „Man kann zu diesem Zeitpunkt mit großer Klarheit sagen: Das Risiko für Kinder und Jugendliche, durch SARS-CoV-2 geschädigt zu werden, ist sehr gering“, erklärt etwa Kinderarzt Prof. David D. Martin. Deswegen lohne sich eine Impfung dieser Altersgruppe nicht. „Nun könnte man natürlich sagen, sie sollten zum Wohle der Erwachsenen, insbesondere der Risikogruppen, geimpft werden. Wenn diese aber selbst geimpft sind, ist der Beitrag, den Kinder und Jugendliche leisten können, minimal.“
Zu Beginn des Jahres waren Impfungen für Kinder und Jugendliche mit Blick auf das Erreichen der Herdenimmunität gefordert worden. So erklärte Thomas Fischbach, Kinderarzt und Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte im Januar: „Wenn nicht quer durch alle Bevölkerungsgruppen geimpft wird, kann eine weitgehende Immunität in der Gesamtbevölkerung auf keinen Fall entstehen.“ Zudem hatte der deutsche Ärztetag in einem Beschluss von Anfang Mai eine rasche Impfstrategie für Kinder und Jugendliche gefordert.
Doch andere Experten zweifeln inzwischen daran, ob eine Durchimpfung von Kindern dahingehend überhaut sinnvoll ist. „Wenn man [unter Herdenimmunität] versteht, das Risiko, sich anzustecken, gegen Null zu bringen, dann bin ich der gleichen Ansicht wie Christian Drosten: Das ist nicht zu schaffen“, meint Prof. Martin. „Denn auch Tiere können als Wirte des Coronavirus dienen, es werden sich nie alle Menschen impfen lassen, zudem können auch Geimpfte das Virus in geringem Maße tragen.“
Spahn hält dennoch an den Plänen fest. Die STIKO gebe eine Empfehlung ab, sagte der Bundesgesundheitsminister gegenüber n-tv. „Im Lichte dieser Empfehlung können dann die Eltern mit ihren Kindern, den Ärztinnen und Ärzten die konkreten Entscheidungen treffen, ob jemand geimpft wird oder nicht.“ Das sei eine individuelle Wahl.
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