Ein 27-jähriger empfindet immer wieder brennende Brustschmerzen. Der Hausarzt hat bereits eine gastroösophageale Refluxkrankheit diagnostiziert. Doch ist es wirklich nur das?
Ein 27-jähriger Mann stellt sich nach einer Brustschmerzepisode im Krankenhaus vor. Dabei habe er für etwa 40 Minuten einen brennenden jedoch nicht ausstrahlenden Schmerz empfunden, den er als 9/10 angibt. Zu einem ähnlichen Ereignis war es bereits eine Woche zuvor gekommen, weshalb sein Hausarzt eine gastroösophageale Refluxkrankheit diagnostiziert hatte. Seine medizinische Vorgeschichte ist unauffällig und er raucht nicht. Woher kommen also seine immer wiederkehrenden Brustschmerzen? Ein Myokardinfarkt in diesem Alter?
Bei der körperlichen Untersuchung ist der junge Mann schmerzfrei, sein Blutdruck beträgt 148/56 mmHg, der Puls 72 bpm und Sauerstoffsättigung bei Raumluft liegt bei 99%. Ein EKG zeigt zwar T-Inversionen in den Ableitungen II, III, aVF, V5 und V6, doch der Patient - der sich inzwischen deutlich besser fühlt - ist überzeugt, dass es sich um eine weitere Refluxepisode handelte, weshalb er sich nun gerne selbst entlassen möchte.
Die Laborwerte liegen zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor, doch aufgrund des niedrigen Risikoprofils des Patienten halten die Ärzte ein ernsthaftes kardiales Geschehen ebenfalls für unwahrscheinlich. Sie stimmen der Entlassung zu - unter einer Bedingung: Sofortige Wiedervorstellung bei erneuten Symptomen.
Einige Stunden später liegen die Laborbefunde vor und sofort ist klar: Der 27-Jährige muss so schnell wie möglich zurück ins Krankenhaus kommen. Sein Troponin I ist mit 51 ng/mL deutlich positiv. Doch woher? Im Echokardiogramm zeigt sich eine Ejektionsfraktion von 65% ohne regionale Wandbewegungsanomalien. Doch in der Koronarangiographie und im CT zeigt sich eine Anomalie der RCA. Diese entspringt im Bereich der linken Klappentasche bei einem sehr spitzen Abgangswinkel, was eine culprit lesion von 80-90% begründet. Anschließend verläuft sie zwischen Aorta und Truncus pulmonalis.
Die Ärzte überweisen den Patienten in die Herzchirurgie, wo er sich einer Bypass-OP unterzieht.
Der postoperative Verlauf ist unauffällig. Doch zwei Jahre später stellt er sich erneut mit Brustschmerzen vor - nachdem er zuhause Gewichte gestemmt hatte. Schnell stellt sich Erleichterung ein, denn diesmal sind wirklich alle Tests unauffällig.
Text- und Bildquelle: Ali et al. / Journal of Medical Case Reports
Bildquelle: Raphael Renter / Unsplash