Obwohl die bisherige Studienlage nicht sehr aussagekräftig ist, ist die Annahme, dass ein höherer Bildungsabschluss die altersbedingte Volumenreduktion des Gehirns verlangsamen könne, weit verbreitet. Eine Langzeitstudie des EU-Konsortiums „Lifebrain“ stellt diese Annahme nun in Frage.
Im Rahmen der Studie erhielten Forschungsgruppen aus acht Ländern auf Basis von MRT-Aufnahmen von mehr als 2000 Teilnehmenden zwischen 29 und 91 Jahren neue Einblicke in den Alterungsprozess des Gehirns und inwieweit dieser mit dem Bildungsgrad einer Person zusammenhängt. Die Ergebnisse der Studie basieren dabei auf Untersuchung derselben Studienteilnehmenden im Zeitraum von elf Jahren. Um die Veränderungen zu erfassen, wurden die Teilnehmenden mehrfach anhand der MRT-Aufnahmen untersucht.
Die Ergebnisse bestätigen zunächst bereits bekannte Beobachtungen: Es bestehen charakteristische Zusammenhänge des Bildungsgrades mit dem Volumen einiger kognitiver Hirnareale. Die Forschenden konnten darüber hinaus erneut quantifizieren, dass das Gehirn im normalen Alterungsprozess an Masse verliert.
Bildung bietet keinen Schutz vor zerebralen Alterungsprozessen
Zudem zeigte sich, dass Regionen in den posterioren Assoziationskortizes und im lateralen sowie frontalen und temporalen Kortex mit zunehmendem Alter an Volumen verlieren. Das Bildungsniveau hatte aber keinen Einfluss auf die Veränderungsrate in diesen kortikalen Regionen. Weitere Untersuchungen des gesamten Kortex ergaben keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Bildung und Volumenänderung durch Altersprozesse.
Im Vergleich zu Erwachsenen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen nahm das Hirnvolumen genau so stark mit dem Alter ab wie bei Personen mit höherem Bildungsgrad.
Bildung scheint somit zwar mit vielen vorteilhaften Ergebnissen verbunden zu sein, doch scheint sie die Gehirnalterung nicht zu verlangsamen.
Quelle: © L. Nyberg et. al. / PNAS
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