Zwei Prozent der Infizierten tragen 90 Prozent der Viruslast – so das Ergebnis einer aktuellen Corona-Studie. Sie zeigt einmal mehr, wie wichtig regelmäßiges Testen beim Eindämmen einer Pandemie sein kann.
Schon zu Beginn der Pandemie zeigte sich, dass von nur wenigen Menschen die meisten Corona-Infektionen ausgehen – die sogenannten Superspreader-Events spielen beim Infektionsgeschehen eine wesentliche Rolle. Das schnelle identifizieren solcher Personen ist daher besonders wichtig im Kampf gegen die Ausbreitung.
Wann und wo es letztlich zum Superspreading-Event kommt, ist von vielen Faktoren abhängig. Wichtig ist vor allem das Timing: Viele Infizierte scheinen im präsymptomatischen Zustand am ansteckensten zu sein, also kurze Zeit vor Ausbruch der Krankheit. Dann ist die Viruslast am höchsten. Wenn die betroffene Person noch über keinerlei Symptome klagt, ist es wahrscheinlicher, dass sie sich mit anderen Menschen trifft und das Virus weitergeben könnte. Daneben müssen auch die Rahmenbedingungen passen, damit ein Infizierter zum Superspreader wird. Er muss sich für längere Zeit unter vielen anderen Menschen aufhalten, vorzugsweise in geschlossenen Räumen.
Eine aktuelle US-Studie zeigt jetzt wie wesentlich die Viruslast einzelner Individuen sein kann: Laut der Forscher tragen nur 2 Prozent aller Infizierten 90 Prozent der Viruslast einer Gruppe.
Die Wissenschaftler analysierten dazu Daten, die im Rahmen des asymptomatischen COVID-19-Screening-Programms der University of Colorado erhoben wurden. Dabei werteten sie über 72.000 Speichelproben von Studierenden aus, die mittels PCR-Test auf eine SARS-CoV-2-Infektion hin überprüft wurden. Bewohner von Studentenheimen auf dem Campus wurden während eines Semesters wöchentlich getestet, auch Mitarbeiter der Universität konnten sich regelmäßig testen lassen. In die Analyse flossen nur die Tests von denjenigen Probanden ein, die zum Zeitpunkt der Probenentname angaben, keine Symptome aufzuweisen. Insgesamt konnten so 1.405 positive Fälle identifiziert werden.
Dabei stellten die Forscher erhebliche Unterschiede in der Viruslast der Probanden fest – wie man das auch schon bei symptomatischen und hospitaliserten Patienten beobachtet hat. Auch hier wiesen nur einige wenige Individuen einer Population zum Zeitpunkt der Testung eine besonders hohe Viruslast auf.
Die Autoren schreiben: „Nur zwei Prozent der infizierten Personen tragen neunzig Prozent der in Gemeinschaften zirkulierenden Virionen in sich und sind somit virale 'Superträger' und wahrscheinlich auch Superspreader.“ Etwa 50 Prozent der positiv getesteten Personen befänden sich hingegen „in nicht-infektiösen Phasen der Krankheit“, da sie Viruslasten in einem Bereich aufweisen, aus dem selten lebende Viren isoliert werden können.
An dieser Studie zeigt sich einmal mehr der Mehrwert von regelmäßigen bevölkerungsweiten Tests beim Management von Infektionskrankheiten. Es geht nämlich darum, infizierte Individuen möglichst schnell aus einer Gruppe von Menschen zu identifizieren. Das klappt mit Schnelltests besser als mit PCR-Methoden.
Gegenüber dem Goldstandardverfahren PCR bieten Schnelltests zwei fundamentale Vorteile, auf die Kliniker und Epidemieexperten schon länger hinweisen. Erstens sind sie – wie der Name schon sagt – schnell. In geübten Händen vergehen bei den meisten derzeit erhältlichen SARS-CoV-2-Antigentests vielleicht zehn Minuten vom Abstrich bis zum Ergebnis. Der zweite prinzipielle Vorteil ist, dass die Antigentests nicht bei jedem Virusbruchstück anschlagen, sondern eher dann, wenn es ein echtes infektiologisches Problem gibt, also wenn die betreffenden Personen ansteckend sind.
Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: fubos Felcik, unsplash