Omega-3-Fettsäure-Präparate bringen keinen gesundheitlichen Nutzen, so die bisherige Annahme unter Wissenschaftlern. Jetzt behaupten Forscher: Die hochdosierte Einnahme kann das relative Risiko bei kardiovaskulären Hochrisikopatienten um 25 Prozent reduzieren.
Dr. Stefan Waller ist Internist und Kardiologe. Das Thema e-health liegt ihm besonders am Herzen. Als Dr. Heart macht er leicht verständliche Videoclips zur Herz-Kreislauf-Medizin und gesundem Lebensstil für Patienten und Laien. Das Video in schriftlicher Ausführung: Manchmal dreht sich die Studienlage so schnell, dass einem sogar als Arzt ganz schwindelig wird. Gerade erst war ich auf dem ESC in München, dort wurden große Metadaten zur Supplementierung mit Fischölkapseln vorgestellt. Man konnte an über 77.000 Patienten keinerlei gesundheitliche Effekte von diesen Omega-3-Fettsäure-Präparaten feststellen. Und jetzt gibt es schon wieder eine neue Pressemitteilung, nach der hochdosierte Eicosapentaensäure (EPA), genau genommen ein Derivat, nämlich Ethyl-Eicosapentaensäure, bei einem kardiovaskulärem Hochrisikokollektiv an Patienten eine eindrucksvolle 25-prozentige Risikoreduktion mit sich gebracht haben soll. Die Rede ist vom REDUCE-IT-Trial, der noch nicht einmal veröffentlicht ist, dessen Ergebnisse aber vorgestellt werden auf dem AHA, der Jahrestagung der American Heart Association im November. Was hat man gemacht? Man hat über 8.000 Hochrisikopatienten untersucht, nämlich entweder Patienten, die schon an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden bzw. Diabetiker mit mindestens einem weiteren Herz-Kreislauf-Risikofaktor. Diese hat man randomisiert in zwei Gruppen: Die Placebogruppe und die Verumgruppe, die dieses Omega-3-Fettsäuren-Derivat hochdosiert mit 4 g pro Tag zu sich nehmen musste. Man hat diese Gruppen dann knapp fünf Jahre untersucht und kam zu dem Ergebnis: Der gemeinsame Endpunkt, bestehend aus kardiovaskulären Todesfällen, Herzinfarkt, Schlaganfällen, stationäre Aufnahme wegen instabiler Angina pectoris oder aber der Notwendigkeit einer koronaren Revaskularisation war in der Verumgruppe um eindrucksvolle 25 Prozent reduziert. Das ist natürlich ein beeindruckender Effekt, wenn man sich vor Augen führt, dass dieses behandelte Risikokollektiv an Patienten schon optimal mit Statinen vorbehandelt waren. Sie hatten alle LDL-Cholesterinwerte von <100 mg/dl. Darauf aufbauend soll die Zugabe des Omega-3-Fettsäuren-Derivats also nochmal eine zusätzliche 25-prozentige Risikoreduktion hervorgebracht haben. Noch müssen wir schriftliche Studiendaten abwarten, um zu sehen, was die absolute Risikoreduktion war. Bisher sind nur Angaben über die relative Risikoreduktion bekannt. Ob das Derivat der neue Blockbuster werden könnte, wird sich noch zeigen.